concert for anarchy

Malvina Reynolds: It isn’t nice

Auf einem Markt ist es selbstverständlich, daß alle Güter ihren Preis haben. Gleichwohl gilt es unter Besitzenden oft als nicht fein über die Preise zu sprechen. Der Preis der Freiheit macht aus einem Grund eine Ausnahme. Angeblich ist in westeuropäischen Demokratien Freiheit realisiert. Gleichwohl mahnen AgentInnen der bestehenden Verhältnisse heute immer öfter noch ausstehende Preise in Gestalt von Steuerlasten, internationaler Konkurrenzbereitschaft, Mobilitätserfordernissen usw. an. Sie fordern das dicke Ende ein, da es ohne Fleiß keinen Preis gäbe.

Wer jedoch von freien Entfaltungsmöglichkeiten grundsätzlich ausgeschlossen ist, hatte selten eine Chance, an seiner Unterdrückung etwas zu verändern, ohne auf selbstorganisierte direkte Aktionen zu setzen, die einen ganz anderen Preis der Freiheit darstellen. Für die Aktionen der Bürgerrechtsbewegung hat es Malvina Reynolds, geboren 1900 in San Francisco, während der sechziger Jahren in einem ihrer Folksongs sehr gut ausgedrückt. Die Situation der Schwarzen in den USA machte direkte Aktionen notwendig, um gegen Diskriminierung und Gewalt vorzugehen. Direkte Aktionen schon deshalb, weil vorausgehende Interventionen und Aktionsformen gescheitert waren, aber auch, weil es viele zuvor versäumt haben, selbst aktiv zu werden. Sie haben bei legalen Aktionsformen wie Mahnwachen nicht mitgemacht, sie haben sich nicht gegen das Lynchen empört oder auf die tödlichen Angriffe gegen Bürgerrechtler, wie den erwähnten Medgar Evers, reagiert. Eine wohlmeinende aber gesetzestreue liberale Öffentlichkeit, in deren Augen direkte Aktionen Gewalt sind, sollte nun nicht kommen und sagen, sie seien nicht fein.

Wer hier und heute aktiv an direkten Aktionen teilgenommen hat, der wird bestätigen können, daß sich trotz einer grundsätzlich veränderten politischen Konstellation an den Konflikten und ihren Verläufen nur wenig geändert hat. Die Protestformen beginnen oft mit ganz legalen Schritten in die Öffentlichkeit. Sie werden auch hier erst aufgrund mangelnder Resonanz oder staatlicher Repression zu direkten Widerstandsaktionen weiterentwickelt. Die liberale Öffentlichkeit findet diese Aktionen auch hier nicht fein und Teile des Widerstandes halten sie aus anderen Gründen für harmlos oder schädlich. Beide Positionen verkennen dabei, was weder damals noch heute wirklich fein ist, wie es das Lied sehr kämpferisch enthüllt: Direkte Aktionen sind ein aufgezwungener Preis der Freiheit.

It isn’t nice

It isn’t nice to block the doorway,
It isn’t nice to go to jail,
There are nicer ways to do it,
But the nice ways always fail,
It isn’t nice, it isn’t nice,
You told us once, you told us twice,
But if that is Freedom’s price, we don’t mind.

It isn’t nice to carry banners,
Or to sit in on the floor,
Or to shout our cry of Freedom
At the hotel or the store,
It isn’t nice, it isn’t nice,
You told us once, you told us twice,
But if that is Freedom’s price, we don’t mind.

We have tried negotiations
And the three-man picked line,
Mr. Charlie didn’t see us
And he might as well be blind,
Now our new ways aren’t nice
When we deal with men of ice
But if that is Freedom’s price, we don’t mind.

How about those years of lynchings,
And the shot in Evers’ back?
Did you say it wasn’t proper?
Did you stand out on the track?
You were quiet, just like mice,
Now you say we aren’t nice,
But if that is Freedom’s price, we don’t mind.

It isn’t nice to block the doorway,
It isn’t nice to got to go to jail,
There are nicer ways to do it,
but the nice ways always fail,
It isn’t nice, it isn’t nice,
You told us once, you told us twice,
But if that is Freedom’s price, we don’t mind.

Es ist nicht fein

Es ist nicht fein, den Eingang zu blockieren
Es ist nicht fein, im Knast zu sein
Es gibt feinere Wege zu agieren
Aber die feinen Wege verlieren (schlagen immer fehl)
Es ist nicht fein, es ist nicht fein,
Ihr sagt es uns, bleut es uns ein,
Aber wenns um Freiheit geht, stecken wir das ein

Es ist nicht fein zu demonstrieren,
oder an einem Sit-in teilzunehmen
oder laut nach Freiheit zu schreien
im Hotel oder im Geschäft
Es ist nicht fein, es ist nicht fein
Ihr sagt es uns, bleut es uns ein,
Aber wenns um Freiheit geht, stecken wir das ein

Wir probierten erst Verhandlungen
Und die Drei-Personen Mahnwache
Mr. Charlie (*) sah uns nicht
Er könnt genauso blind gewesen sein
Nun sind unsere neuen Wege nicht mehr fein
Wenn wir umgehen mit Menschen aus Stein
Aber wenns um Freiheit geht, stecken wir das ein

Was ist mit den Jahren des Lynchens
Und dem Schuß in Evers (**) Rücken?
Sagtest Du, es war nicht richtig?
Standest du draußen mit dabei
Du warst still, wie eine Maus,
Nun sagst du, wir sind nicht fein
Aber wenns um Freiheit geht, stecken wir das ein

Ob das Lied auf einer CD zu finden ist, war nicht zu ermitteln. Es ist bekannt von Aktionen der siebziger Jahre. In den sechziger und siebziger Jahren sind von Malvina Reynolds LPs und The Malvina Reynolds Songbook erschienen.

(*) James Baldwin schrieb in "Blues für Mr. Charlie" über den Blues jedes Afroamerikaners in den USA.

(**) Medgar Evers war ein schwarzer Bürgerrechtler, der in Mississippi ermordet wurde.