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Der “Fürstenhof” (Köpi)

Die anarchistische Bewegung in der Luisenstadt / Kreuzberg bis 1933

| Maurice Schuhmann

Der Berliner Bezirk Xberg genießt einen legendären Ruf in der linken Szene.

Bei Erwähnung des Bezirks kommen bei vielen Altlinken Erinnerungen an Instandbesetzungen, legendäre Punkkonzerte im S036 und die 1987 erstmalig eskalierten 1. Mai-Festlichkeiten hoch.

Nicht erst der Bau der Berliner Mauer, der den Bezirk mit seiner Randlage für viele wohlhabende Westberliner*innen noch unattraktiver machte, schuf die besondere Mischung des Bezirks – Künstler*innen, Migrannt*innen und Freaks.

Als traditioneller Arbeiterbezirk war der Kreuzberg bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Zentrum anarchistischer Aktivitäten.

In der Luisenstadt wohnte zeitweilig Johann Most und 1907 wurde hier der Internationale Anarchistenkongress veranstaltet.

Die anarchistische Zeitung “Der freie Arbeiter” und Gustav Landauers “Der Sozialist” wurden in einer Kreuzberger Druckerei gedruckt. Unweit davon, im Fürstenhof, dem Gebäude der heutigen Köpi, hielt die anarchosyndikalistische Freie Arbeiter Union Deutschlands (FAUD) ihre jährlichen Vollversammlungen ab.

Es waren aber nicht nur die sozialistischen Anarchisten, die in jenem Bezirk ein Zentrum ihrer Aktivitäten hatten, sondern auch die Individualanarchisten um den damaligen Bestsellerautor John Henry Mackay. Sein damaliger Verleger Bernhard Zack vertrieb in seiner Kreuzberger Buchhandlung offen anarchistische Literatur. In seinem Verlag erschienen neben den Werken Mackays die von Pierre-Joseph Proudhon, Leo Tolstoi und Benjamin R. Tucker.

Mit viel Akribie und sehr lebendig wird die Geschichte der anarchistischen Bewegung in jenem Bezirk erzählt. Zur Lebendigkeit tragen zahlreiche (zeitgenössische) Aufnahmen der Orte bei, die einen visuellen Eindruck vermitteln.

Durch und durch empfehlenswert. Die 44seitige Broschüre ist gegen Spende und Porto (Richtwert: 3 bis 5 Euro) bei der Berliner Gustav Landauer Denkmalinitiative sowie in ausgewählten Berliner Buchhandlungen zu beziehen. (1)

Neben der Broschüre bietet die Initiative in unregelmäßigen Abständen anarchistische Stadttouren an. Die Spendeneinnahmen aus diesen als auch aus dem Verkauf der Broschüre werden für die Arbeit der Initiative verwendet.