Promýri

Ein Dorf des Südpílion rettete jüdisches Leben

| Ralf Dreis

Am Abend des 1. Dezember 2018 hatte ich das große Glück einen der berührendsten Abende meines Lebens zu erleben. Drei Frauen in fortgeschrittenem Alter, Schwestern, griechische Jüdinnen aus Vólos und Überlebende des Holocaust, waren für drei Tage gemeinsam mit Kindern und Enkelkindern aus Israel nach Promýri zurückgekehrt, um gemeinsam mit den Einwohner*innen des Dorfes die Tatsache ihres Überlebens zu feiern. Rifka Kalderon, Malka Cohen und Geula Taboch wurden mit ihren Eltern Aaron und Stella Gkanis und zwei weiteren Geschwistern von 1941 bis zum Abzug der faschistischen deutschen Besatzer 1944, gemeinsam mit 80 weiteren jüdischen Mitbürger*innen aus Vólos in Promýri und anderen Dörfern versteckt. Das gesamte Dorf, damals um die 2000 Menschen, hielt über vier Jahre dicht, nahm die aus Vólos Geflüchteten in ihren Familien auf, verpflegte und versteckte sie. Eine Geschichte, die auch in Promýri bis Dezember 2018 so gut wie vergessen war.

Im Rahmen eines rauschenden Festes mit den noch lebenden Helfer*innen von damals und uns Jüngeren in der Dorftaverne, überreichten die Schwestern den Einwohner*innen Promýris ein Foto mit Danksagung, auf dem die Familie und Mitglieder ihrer Gastfamilie während des Zweiten Weltkriegs abgebildet sind.

Danksagung:

An alle Einwohner des Dorfes Promýri.

Dank von Herzen, dass ihr unserer Familie das Leben gerettet habt.

Wir danken den Einwohnern von Promýri für ihre edle und zutiefst menschliche Tat. Sie gefährdeten ihr eigenes Leben um das Leben unserer Familie und das anderer jüdischer Familien während des 2.Weltkrieges zu retten.

Von der ganzen Familie von Aaron und Stella Gkanis, inzwischen bis zur fünften Generation, wärmsten Dank.“

Ralf Dreis, Promýri