Graswurzelrevolutionärinnen

500 Jahre Graswurzelrevolution – Geschichte, Utopie, Perspektiven. Ein Interview mit sechs GWR-Autorinnen und -Herausgeberinnen

| Bernd Drücke

„Graswurzelrevolution bezeichnet eine tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzung, in der durch Macht von unten alle Formen von Gewalt und Herrschaft abgeschafft werden sollen. Wir streben an, dass Hierarchie und Kapitalismus durch eine selbst-
organisierte, sozialistische Wirtschaftsordnung und der Staat durch eine föderalistische, basisdemokratische Gesellschaft ersetzt werden“, so das Selbstverständnis der GWR. Seit 1972 erscheint die Graswurzelrevolution. Die Monatszeitung für eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft ist das langlebigste Organ des Anarchismus im deutschsprachigen Raum. Der GWR-Herausgeber*innenkreis ist generationsübergreifend. Helga ist am längsten dabei und mit 90 Jahren die älteste GWR-Mitherausgeberin. Zu den Jüngeren gehört mit 24 Jahren GWR-Autorin Luna, die gerade ihr Praktikum in der GWR-Redaktion beendet hat. Kletteraktivistin Cécile ist GWR-Autorin und -Mitherausgeberin. Kerstin hat 2008 ein GWR-Praktikum gemacht und ist seitdem regelmäßige GWR-Autorin. GWR-Mitherausgeberin Agnes hat u.a. den Artikel über die sozialen Bewegungen in Serbien für die GWR 498 übersetzt und ist mitverantwortlich für GWR Abo & Vertrieb in Freiburg. GWR-Mitherausgeberin Silke hat auch als GWR-Redakteurin gearbeitet. (GWR-Red.)

GWR: Kannst Du dich bitte vorstellen?

Silke: Ich bin Silke und war 2021/2022 eineinhalb Jahre lang in der GWR-Redaktion tätig. Vorher hatte ich schon öfter Artikel beigesteuert – und das mache ich selbstverständlich auch heute noch.

Agnes: Mein Name ist Agnes und ich arbeite seit inzwischen sechs Jahren im GWR-Abo- und Vertriebsbüro in Freiburg.

Cécile: Ich bin Cécile, mein Spitzname ist Das Eichhörnchen. Ich bin Autorin, Bewegungsarbeiterin und unbequeme (Kletter)-Umwelt-Antiatom-Aktivistin im Rollstuhl. Ich weiß gar nicht mehr, wie lange ich schon im GWR-Heraus-geber*innenkreis mitarbeite. Ich glaube, es sind mehr als zehn Jahre.

Kerstin: Mein Name ist Kerstin und ich bin Kulturwissenschaftlerin mit dem Schwerpunktthema Gender Studies, also Geschlechterstudien. Ich bin seit vielen Jahren GWR-Leserin und auch Autorin.

Luna: Ich bin Luna und in feministischen und anderen linken Bewegungen aktiv. Ich habe Soziologie und Geographie in Münster studiert, aktuell bin ich viel unterwegs. Seit letztem Jahr schreibe ich hin und wieder Artikel für die GWR. Schreiben ist für mich eine Brücke zwischen Analyse und Praxis, zwischen Kopf und Handgemenge.

Helga: Ich bin Helga Weber-Zucht, lebe in Kassel in einem kleinen Einfamilienhaus mit Garten und hoffe, dass ich diese Selbständigkeit noch einige Jahre genießen kann. Es ist der gleiche Ort, an dem Wolfgang Zucht und ich zusammen lebten und von 1974 bis 1982 für die „Graswurzelwerkstatt“ gearbeitet haben, zuerst in unserer Küche, später im Büro des Verlages Weber & Zucht, wo sich auch für geraume Zeit die Abo-Abteilung der GWR befand. Die Idee für die Graswurzelwerkstatt war im anfangs losen Verbund Gewaltfreier Aktionsgruppen bei ihrem zweiten Treffen (1974 im Freundschaftsheim Bückeburg) entstanden, um überregionale Aktionen und Zusammenarbeit dieser Gruppen durch eine Art „Geschäftsstelle-light“ zu erleichtern.

Wie und wann bist Du auf die Graswurzelrevolution gestoßen?

Silke: Das war tatsächlich sehr früh, noch Mitte der 1990er-Jahre. Als Schülerin habe ich angefangen, alle linken Zeitungen zu lesen, die ich zwischen die Finger bekommen habe. Auf dem platten Land war das gar nicht so einfach, aber meine ältere Schwester hat mich ganz gut mit Printmaterial versorgt. Die Graswurzelrevolution gehörte dann schnell zu meinen Lieblingszeitungen.
Ende der 1990er bin ich zum Studium nach Heidelberg gezogen, wo es damals noch ein GWR-Redaktionsbüro und eine Gewaltfreie Aktionsgruppe gab. Dadurch bin ich noch enger mit der Zeitung und den Abläufen in Berührung gekommen, auch wenn ich nicht aktiv mitgearbeitet habe.

Agnes: Bei mir war das eine ganz andere Geschichte – nachdem ich zusehends frustriert war über die Arbeitsverhältnisse in der Sozialen Arbeit, hat mich eine gute Freundin ins Abo- & Vertriebsbüro gebracht.
Das große Vertrauen und die hohe Eigenverantwortlichkeit haben mir von Anfang an gefallen.

Cécile: Ich habe bei meinem Erasmus-Jahr in Bayern die deutsche Antiatom-Bewegung kennengelernt. Ich habe in diesem Zusammenhang auch Wolfgang Hertle, der 1972 die GWR in Augsburg gegründet hat, kennengelernt. Als ich wieder in Frankreich war, schenkte mir Wolfgang die Nullnummer der GWR vom Sommer 1972, die war auf rosa Papier gedruckt, mit Schreibmaschinen-Schrift. Es gab Artikel über den Widerstand gegen die Armee auf der Larzac-Hochebene. Ein erfolgreicher gewaltfreier Kampf. Die Erzählungen meiner Mutter darüber haben meine Jugend geprägt. Ich war sehr an dem Thema interessiert. So kam ich der Graswurzelbewegung näher.

Kerstin: Das war während meines Studiums. Ich habe damals als Kellnerin in der Frauenstr. 24 in Münster gearbeitet, wo sich alle möglichen Leute und Organisationen der im weitesten Sinne linken Szene zu Arbeitskreisen oder einfach zum Kaffee getroffen haben. Da hab ich Bernd Drücke kennengelernt und ihn irgendwann gefragt, ob ich ein Praktikum bei ihm machen kann. Das war eine tolle Erfahrung, vor allem die wertschätzende Art und Weise, wie mit Texten von Aktivist:innen umgegangen wird und wie die Netzwerke über viele Jahre und Jahrzehnte, weite Distanzen und verschiedenste Themen und Organisationen gepflegt werden. Die Stimmung ist eigentlich immer super und ich besuche Bernd auch heute noch gerne auf einen Kaffee in seinem Büro.

Luna: Während meines Studiums in Münster war ich immer viel in linken Kreisen unterwegs und in verschiedenen politischen Zusammenhängen aktiv. Dadurch war mir auch die Graswurzelrevolution als linke Zeitung ein Begriff. Ich habe schon immer gerne geschrieben und nach Worten für das gesucht, was mich und meine Genoss*in-nen politisch bewegt. Während eines längeren Auslandsaufenthalts habe ich nach einem Medium gesucht, das eine Plattform bietet für internationalistischen Dialog. Über die GWR konnte ich niedrigschwellig über internationale politische Entwicklungen berichten und auch später in Deutschland an der Zeitung mitarbeiten.

Helga: Wunderbar zu erfahren, dass Cécile ihre erste GWR von GWR-Gründer Wolfgang Hertle bekommen hat, mit dem ich eine fast gleich lange GWR-Geschichte habe. Ich arbeitete damals bei der War Resisters‘ International (WRI) in London. 1972 fand in Sheffield in Großbritannien die 14. Dreijahreskonferenz der WRI zum Thema „Revolution: Perspektiven und Strategien“ statt. Einer der ca. 300 Teilnehmenden aus vielen Teilen der Welt war auch Wolfgang Hertle, der diese neue Zeitung vorstellte und gleich deren Aufnahme als assoziiertes Mitglied der WRI beantragte – mit Erfolg.
Mit den Leuten um die GWR blieben Wolfgang Zucht und ich in Kontakt. Als wir im Frühjahr 1973 nach sechs bzw. acht Jahren in London wieder nach einem neuen politischen Betätigungsfeld in Deutschland suchten, fanden wir dies deshalb schnell bei der GWR.

Wie ging es dann für Dich weiter?

Silke: Nachdem die GWR-Redaktion in Heidelberg geschlossen worden war, habe ich auch den direkten Draht für einige Jahre verloren. Mit einigen Mit-herausgeber*innen war ich aber weiterhin in gutem Kontakt und habe irgendwann angefangen, erste Artikel zu schreiben. Als 2021 die Redaktionsstelle frei war, habe ich mich darauf beworben. Seither bin ich auch im Herausgeber*innenkreis.

Agnes: Nach einer intensiven Einarbeitungsphase in viele neue Arbeitsbereiche, ging es dann gleich Schlag auf Schlag: Frühjahr 2020 Büro-Management unter Pandemiebedingungen! Das hat uns viel abverlangt – und trotzdem war das Arbeiten im GWR-Büro meine Rettung: Regelmäßige Auszeit aus dem Pandemiealltag mit drei Kindern zu Hause! Ich habe es genossen, zumindest für ein paar Stunden die Woche in Ruhe arbeiten zu dürfen.

Cécile: Ich hatte Lust, über die Antiatom-Bewegung in Frankreich zu berichten. Als nicht Muttersprachlerin schämte ich mich aber für meine Sprachfehler, ich dachte ich kann keine Artikel auf Deutsch schreiben, ich werde ausgelacht oder nicht verstanden. Die GWR hat mich von diesen Ängsten befreit. Die Menschen, die lektorieren, leisten eine großartige Arbeit. Und ich habe Wertschätzung und Solidarität erfahren. Über die Jahre habe ich immer mehr Artikel zu verschiedenen Themen geschrieben und bin in den Herausgeber*innenkreis hineingerutscht.

Kerstin: Nach dem Praktikum habe ich noch viele Artikel für die GWR geschrieben. Ich habe mein Studium abgeschlossen und eine Doktorarbeit geschrieben. Seit einigen Jahren bin ich wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Germanistik in Münster. Seitdem schreibe ich vor allem Rezensionen für die GWR, meistens zu (anarcha-)feministischen Texten.

Luna: Werden wir noch sehen! Aktuell versuche ich, auf verschiedenen Wegen herauszufinden, in welchen Formen das Schreiben und linker Journalismus Werkzeuge für linke Bewegungen sein können.

Helga: Zum vierteljährlichen „Zeitungsmachen“ fuhren Wolfgang und ich, wie andere aus den Gewaltfreien Aktionsgruppen, des Öfteren nach Berlin, um in der Wohnung von Wolfgang Hertle und seiner Familie (die damalige Redaktionsadresse der GWR) an der Zeitung mit zu arbeiten, Texte zu entwerfen, das Getippte zusammen zu kleben, mit Rubbelbuchstaben die Überschriften zu gestalten. Schon damals wurden alle Texte (sowie eine Selbstdarstellung) für die GWR gemeinsam diskutiert und über die Möglichkeiten einer gewaltfreien Bewegung in Deutschland nicht nur nachgedacht, sondern auch darauf hin gearbeitet. Letzteres war auch eine von Wolfgang Hertles Ideen. – Themen waren bei diesen GWR-Treffen u. a. auch die Möglichkeiten eines dezentralen Versandes der GWR, die Finanzierung und der Verkauf der Zeitung bei Demos und anderen Großveranstaltungen ebenso wie Solidarität mit Kriegsdienst- und auch Zivildienstverweigerern hier und anderswo.
Zur Frage nach dem „Wie ging es für Dich weiter“ muss ich ähnlich wie Agnes sagen, dass ich die Arbeit in der Graswurzelwerkstatt für die gewaltfreien Aktionsgruppen wieder als Privileg empfunden habe. Schon durch meine Arbeit in London bei der WRI, wo ich u. a. viel über gewaltfreie Aktionen und Bewegungen weltweit lernte, wie auch in meinen frühen prägenden Jahren bei der Naturfreundejugend und die Arbeit in Offenbach für den Ostermarsch und den Verband der Kriegsdienstverweigerer konnte ich für Entwicklungen aktiv sein, die mir wichtig waren, ohne das übliche kapitalistische System über Gebühr zu unterstützen. Alle diese Jobs sind mir fast in den Schoß gefallen, auch der in der Graswurzelwerkstatt. Das passte alles zusammen. Ein Geschenk, dass ich nach Jahrzehnten normaler Büroarbeit dann über 16 Jahre hin in diesen Bewegungsbüros arbeiten konnte. So hatte ich die Möglichkeit – damals und immer noch – im GWR-
Herausgeber*innen-Kreis mitzuwirken, z. B. Berichte aus anderen Ländern und Bewegungen zu übersetzen, Korrektur zu lesen, an Diskussionen teilzunehmen.

Was gefällt Dir an der GWR?

Silke: Die anarchistische Zeitungslandschaft ist in den letzten Jahren ausgedünnt – viele Printmedien sind im großen Zeitungssterben eingestellt worden. Umso wichtiger ist es, dass die GWR weiterhin libertäre Positionen vertritt und auch auf Papier zugänglich macht. Dass die GWR so eine große Bandbreite an Themen abdeckt und gegen alle Formen von Diskriminierung und Ausbeutung Position bezieht, macht sie in Zeiten der Rechtsentwicklung vollends unverzichtbar.
Und last but not least: Die entschiedene Haltung gegen die allgemeine Kriegstreiberei. Während nicht nur der Mainstream, sondern auch Teile linker Bewegungen in den großen Kriegstaumel verfallen sind und Waffenlieferungen befürworten, hält die GWR weiterhin ihre klare Haltung zu Gewaltfreiheit und Antimilitarismus aufrecht. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal.

Agnes: Für mich ist es sehr beeindruckend, wie die Graswurzelrevolution seit über 50 Jahren durch überwiegend ehrenamtliches Engagement gehalten wird! Menschen, die so viel Herzblut und Lebenszeit einbringen – ohne die würde es die Graswurzel nicht mehr geben! Im Besonderen fasziniert bin ich von Helga! Alles Gute zum 90. Geburtstag!
Mit meinem Teil der Arbeit zum Gelingen und Erscheinen jeder einzelnen Ausgabe beizutragen, macht mich auch ein bisschen stolz. Besonders gefällt mir die Arbeit im GWR-Archiv. Beim Räumen und Sortieren alter GWR-Ausgaben kommen mir die Titelseiten und Schlagzeilen manchmal erschreckend aktuell vor!

Cécile: Mir gefällt, dass die GWR ein Sprachrohr für politische emanzipatorische Bewegungen ist, bei der jede*r Texte vorschlagen kann. Ich mag die Mischung aus Bewegungspolitik, Berichten aus sozialen Bewegungen und Theorie. Die Theorie-Texte haben aber leider oft zu wenige Zwischenüberschriften und die Sprache ist oft sehr akademisch.

Kerstin: Die GWR ist deshalb so toll, weil hier keine Jour-nalist:innen schreiben, sondern die Aktivist:innen aus ihrem Alltag und ihrer politischen Arbeit berichten. Wie Agnes es sagt: Man spürt das Herzblut der Menschen! Ich kann aber auch Céciles Einwand verstehen, dass die Sprache oft zu akademisch ist. Das geht auch auf meine Kappe – daran müssen wir arbeiten.

Luna: Was ich sehr schätze an der GWR ist die klare antimilitaristische Ausrichtung. Ich bin in einer politischen Generation sozialisiert worden, die gar nicht mehr wusste, wie sie zu Krieg steht. Ich habe um mich herum in den letzten Jahren eine große Sprachlosigkeit und Orientierungslosigkeit erlebt, was das Thema betrifft. Das ändert sich mit den aktuellen Entwicklungen wieder ein wenig. Ich denke, es müssen wieder Brücken zwischen Politgenerationen hergestellt und Erfahrungswissen vergangener politischer Kämpfe weitergegeben werden, um uns gegen den Krieg zu organisieren. Darin sehe ich ein Potenzial der GWR!

Helga: Aus vielen Gründen ist es großartig, dass es die GWR immer noch gibt. Ich kann Allem, was hier gesagt wurde, nur zustimmen. Mir gefällt, dass die GWR gegen den Strom schwimmt und dafür gute Argumente hat sowie ihre Haltung u.a. zur Gewaltlosigkeit und zum Antimilitarismus trotz Gegenwindes aufrechterhält. Ich weiß von ein paar früheren Graswurzlerinnen, dass sie deswegen die GWR seit einiger Zeit wieder abonniert haben, gerade wegen des Mutmacheffekts dieses Alleinstellungsmerkmales, wie es Silke formuliert hat. Unabhängig von all den Übereinstimmungen bin ich begeistert davon, dass wir die Zusammenarbeit von Jung und Alt ganz gut praktizieren können, es selten Alters-Vorurteile gibt und wir uns immer wieder bemühen (ja, auch müssen), aufeinander zu hören.

Was fehlt Dir? Welche Themen sollten mehr Platz in der GWR bekommen?

Silke: Prinzipiell hat sich da in den letzten Jahren vieles getan. Die GWR war schon immer offen für unterschiedliche Themen, aber mein Eindruck ist, dass die Palette noch breiter geworden ist. Was ausgebaut werden könnte, ist die engere Vernetzung mit jungen sozialen Bewegungen und mit Gruppen in Regionen, in denen keine GWR-Mitherausgeber*innen oder Stamm-Autor*innen leben. Allen Leser*innen, die einzelne Themen vermissen, kann ich nur zum guten alten Do-it-yourself-Prinzip raten: Meldet euch bei der Redaktion und steuert einen Artikel bei!

Agnes: Da kann ich mich nur anschließen. Die Übergabe wertvollen Wissens an die nächste Generation von Graswurzelunermüdlichen steht an! Es gibt viel Gestaltungsspielraum!
Zudem freue ich mich immer über mutmachende und hoffnungsvolle Projekte und Aktionen – wer die Graswurzel liest, sollte gestärkt und voller Tatendrang in die Welt gehen.

Cécile: Die nächste Generation, genau. Der GWR täte es sicherlich gut, wenn mehr junge Menschen mit ihren Themen und Ideen im Herausgeber*innenkreis aktiv wären. Manchmal hätte ich gern etwas mehr Gelassenheit im Herausgeber*innenkreis bei Diskussionen, wo sich nicht alle einig sind oder im Umgang mit Kritik von außen an der Zeitung. Und etwas mehr Offenheit für neue Themen und Begriffe. Ich erinnere mich an eine Unterhaltung über den Begriff „Ableismus“, der für behinderte Menschen ein wichtiger Begriff ist, der die strukturelle Ebene der Diskriminierung, die sie tagtäglich erleben, einschließt. Ja, Sprache wandelt sich und es ist gut so. Es ist wichtig, dafür offen zu sein.

Kerstin: Ich finde nicht unbedingt, dass ein bestimmtes Thema fehlt, aber ich schließe mich den anderen an, dass man versuchen könnte, ein jüngeres und diverseres Publikum zu erreichen und als zukünftige Autor:innen anzusprechen, zum Beispiel auch durch zielgruppengerechteren Online Content.

Luna: Ich schließe mich den anderen an: Mehr Anbindung an junge Bewegungsdiskurse und Kämpfe! Weniger Altlinke-Männer-Klüngelei, mehr offene Plattform. Das ist die GWR zwar dem Anspruch nach, sie wird aber in manchen Bewegungs-Kreisen zu wenig wahrgenommen. Das könnte sich beispielsweise durch eine größere (ergänzende, nicht ersetzende!) Social-Media-Präsenz ändern. Das Social-Media-Spiel widerstrebt mir zwar eigentlich, weil man damit eine gewisse digitale Logik mit-bedient, es ist aber unerlässlich, um ein junges Publikum zu erreichen und Debatten mitzuprägen. Aber vor allem das gezielte Zugehen auf jüngere linke Gruppen und Medienprojekte kann, denke ich, bereichernd sein.

Helga: Das sehe ich auch so, dass wir „Nachrückende“ brauchen. Das war einfacher in den Zeiten, als wir eine „eigene Organisation“, die FöGA (Föderation gewaltfreier Aktionsgruppen) hatten, als es Trainingskollektive gab, die auf gewaltlose Aktionen zivilen Ungehorsams vorbereiteten und mithalfen, dass die Menschen „gestärkt und voller Tatendrang in die Welt gehen konnten“. Ich wünsche mir, dass die GWR in diesen herausfordernden Zeiten mit ihren Inhalten dazu beiträgt, der verbreiteten Niedergeschlagenheit zu entkommen und gesellschaftsverändernd, d. h. für mich auf jeden Fall gesellschaftsverbessernd, zu wirken. Ist alles nicht so einfach, aber: Wat mut dat mut! Die alte Frage sollte immer neu gestellt werden „Wie wollen wir leben? Wie wollen wir das jetzt mal gleich beginnen, zu organisieren?“ „Wie können wir uns und alle anderen so stärken, durch welche Trainings, dass wir uns den Mut zum Widerspruch, zum zivilen Ungehorsam aneignen können.“

Wie sieht Deine Utopie aus?

Silke: Für mich stehen Solidarität, gegenseitige Hilfe und selbstverwaltete Organisierung aller gesellschaftlichen Bereiche im Mittelpunkt. Mein Ziel ist eine Welt, in der Ausbeutung, Diskriminierung und Kriege der Vergangenheit angehören und Konflikte gewaltfrei gelöst werden. Dazu könnte ich jetzt noch viel mehr sagen, aber das würde den Rahmen sprengen.

Agnes: In meiner Utopie arbeiten Menschen nicht, um über die Runden zu kommen, sondern sind mit einem bedingungslosen Grundeinkommen abgesichert. Dadurch werden sie glücklicher und gesünder und setzen sich für das ein, was ihnen wirklich wichtig ist. Eine friedliche und tolerante Gesellschaft, die jedem Menschen ein Grundvertrauen entgegen bringt, etwas Gutes aus sich hervorzubringen, käme dabei heraus. Davon bin ich überzeugt!

Cécile: Eine Welt in der Atomkraft, Kriege, Unterdrückung, Ausbeutung etc. nicht möglich sind. Ein Systemchange mit Menschen und Natur im Mittelpunkt – frei von Esoterik. Ich bin für kleine Schritte für große Träume. Beeilen wir uns langsam die Welt zu verändern. Das heißt, dass es nicht überstürzt sein soll, sondern gut überlegt.

Kerstin: Eine Welt ohne Grenzen, in der alle dorthin gehen und dort leben können, wo und wie sie wollen; in der alle eine reale Chance haben, ihre Lebensweise und die ihrer Gemeinschaft entscheidend mitzugestalten; in der alle genug zu essen haben und in der alle Kinder eine Zukunft haben, die sie selbst wählen und gestalten können, frei von Gewalt, Krieg und Unterdrückung; in der nicht deine Herkunft zählt, sondern wer du bist und was du tust, und die frei ist von Autokrat:innen, Diktator:innen und Faschist:innen. Ist doch gar nicht so viel verlangt, oder?

Helga: Mir war wohl immer zu viel Realität im Wege, um mich dem Träumen hingeben zu können. Aber Silke, Agnes, Cécile, Luna und Kerstin haben bereits so viele wunderbare Fernziele aufgeführt, dass ich uns nur noch die Energie für Alle wünsche, sich diesen Utopien zu nähern. Dabei gilt es, die Voraussetzungen dafür zu erforschen und zu schaffen: Eine davon ist sicher, wie Agnes formuliert hat, dass die Menschen einander ein    Grundvertrauen entgegenbringen, damit sie Misstrauen und Vorurteile überwinden. Gerne, wie Cécile schreibt, in kleinen Schritten. Ohne Vertrauen zueinander wird das nicht klappen. – Ja, Kerstin hat Recht, es ist nicht zu viel verlangt. Nicht von anderen, aber eben auch nicht von uns selbst. – Seien wir mutig – fangen wir an! – Oder richtiger, machen wir weiter!

Luna: Eine solidarische Welt, in der viele Welten Platz haben und niemand Angst haben muss. Eine Welt der Fürsorge, Schönheit, Stärke und Verletzlichkeit. Weder Mensch noch Natur werden zu einer ausbeutbaren Ressource degradiert. Wenn wir konkreter werden wollen: ökologische, feministische Rätedemokratie!

Im Selbstverständnis der GWR heißt es u. a.: „Wir kämpfen für eine Welt, in der die Menschen nicht länger wegen ihres Geschlechtes oder ihrer geschlechtlichen Orientierung, ihrer Sprache, Herkunft, Überzeugung, wegen einer Behinderung, aufgrund rassistischer oder antisemitischer Vorurteile diskriminiert und benachteiligt werden.“ Wie können wir es schaffen, dass die immer noch recht „männerlastige“ GWR diesem Anspruch gerechter wird?

Silke: Möglichkeiten wären, noch mehr aktuelle feministische und queere Themen aufzugreifen, gezielt feministische Initiativen um Beiträge zu bitten und auch den queerfeministischen Diskurs stärker mitzudenken. Vor allem aber will ich an dieser Stelle alle FLINTA* in der Leser*innenschaft einladen: Bringt euch durch Artikel und Rezensionen ein oder meldet euch bei Interesse an sonstiger Mitwirkung!

Agnes: Im Abo- und Vertriebsbüro sind wir gar nicht männerlastig! ;-)
…im Herausgeber*innenkreis aber schon. Diese Frage muss zusammen mit dem Generationenwechsel gedacht werden.

Cécile: Das frage ich mich immer wieder… Ich stimme da Agnes zu.

Kerstin: Ich stimme auch zu. Mehr Frauen* sind immer gut, aber ich will auch keine Männer „loswerden“ oder sie davon abhalten, in Zukunft für die GWR zu schreiben. Feminismus ist doch ein Thema für alle Geschlechter, denn auch Männer können unter diesen dämlichen Geschlechtszuschreibungen leiden, werden zugerichtet von einer Gesellschaft, die in Schubladen operiert. Die Frage ist für mich also gar nicht unbedingt eine zahlenbezogene, z. B. indem wir gerne genauso viele Männer wie Frauen im Heraus-geber:innenkreis hätten, sondern für mich ist das vor allem eine inhaltliche Frage, also wie man Genderthemen generell noch sichtbarer machen und auch in anderen Fragestellungen mitlaufen lassen kann. Und dazu können männliche Autoren genauso viel beitragen wie alle anderen Geschlechter. Vor allem in einem Umfeld wie der GWR, wo wir ja viele Männer haben, die sich als Feministen verstehen.

Helga: Das habe ich mich auch oft gefragt. Ist oder war da zu viel Theorie im Spiel? Aber warum sollten Frauen nicht an den anarchistischen Theorien so interessiert sein wie Männer? Mir ist keine Antwort eingefallen. Leider war ich an den Diskussionen auch nicht beteiligt, weil ich mich dem Ganzen gegenüber verantwortlich fühlte, nicht einer Art Aufspaltung. – Aber ich erinnere mich an die BI in Kassel gegen ein AKW in der Nähe, da waren wir überwiegend Frauen. Auch dafür gab es damals keine Erklärung. Allerdings waren die meisten der Frauen bereits Mütter und sahen ihre Aktivitäten als „für das Leben“ auf diesem Hintergrund. – Ganz andere Themen also? Es bleibt mir ein Rätsel.

Angesichts von Klimawandel, Artensterben und Rechtsruck, welche Perspektiven für eine Gesellschaft jenseits von Patriarchat, Herrschaft und Gewalt siehst Du?

Silke: Das ist eine schwierige Frage. In so schwierigen Zeiten müssen wir wohl realistisch sein und uns darauf beschränken, Rechtsentwicklung, globales Wettrüsten und Klimawandel zumindest zu verlangsamen. Aber auch wenn sie nicht in greifbarer Nähe sind, dürfen wir unsere Utopien und unsere politischen Überzeugungen nicht aus den Augen verlieren, sondern weiterhin konsequent vertreten.

Agnes: Solange es Menschen gibt, die sich mutig und entschlossen für eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft einsetzen, gibt es Grund zur Hoffnung!

Cécile: Ich bin pessimistisch und habe Angst vor der Zukunft. Der Rechtsruck gefährdet alles: unsere Grundrechte, unser Leben, die Umwelt. Aber das bedeutet, dass ich erst recht für eine bessere Welt kämpfe. Aus meiner Angst und Wut wird Energie. Und Aktivismus kann auch Spaß machen. Das ist wichtig. Der Erfolg einer Aktion, der Austausch mit anderen Aktivist*innen, die Verbindung meiner Leidenschaft, das Klettern, mit Aktivismus… Wer mein im Verlag Graswurzelrevolution erschienenes Buch „Kommen Sie da runter!“ liest, versteht dann besser was ich damit meine.

Kerstin: Ich habe auch Angst und bin oft wirklich traurig und resigniert. Ich bin aber auch zum Optimismus gezwungen, denn wenn ich meine Tochter sehe und mir ihre Zukunft ausmale, dann will ich zumindest alles in meiner Möglichkeit Stehende unternommen haben, um ihr Leben bestmöglich zu gestalten. Das gibt mir dann Kraft, um weiterzumachen. Hoffnung gibt es immer, solange Menschen zusammenkommen und was verbessern wollen.

Luna: Ich bin auch oft Hoffnungs-Suchend. Hoffnung geben mir aber all meine Freund*in-nen, die von politischer Entschlossenheit getragen sind und wissen, dass es keine Alternative zur gemeinsamen Organisierung, zum gemeinsamen politischen Kampf gibt, wenn wir einen Ausweg finden wollen. Ich sehe Hoffnung vor allem in Initiativen, die sich nicht in kurzfristigen Abwehrkämpfen verlieren, sondern langfristige Beziehungs- und Aufbauarbeiten machen, wie zum Beispiel in revolutionäre Stadtteilorganisationen. Auch die Anbindung an internationalistische Bewegungen ist bestärkend und kann uns hier inspirieren. Hoffnung gibt, dass es so viele junge Menschen gibt, die den gegenwärtigen Zuständen nichts abgewinnen können. Mit denen können wir eine neue Welt aufbauen. Und uns dabei in Geduld üben. Hektik macht dumm, hat mal eine gute Genossin zu mir gesagt.

Helga: So schwer es auch ist, wir haben keine Wahl – wir müssen zuversichtlich sein, dass Vieles an positiven Veränderungen gelingen wird. Als Letzte in dieser kleinen Runde kann ich den meisten Äußerungen von Luna, Cécile, Silke, Agnes und Kerstin zustimmen. So viel Hoffnungsvolles haben sie bereits benannt. – Und entgegen allen politischen und militärischen Gegenströmungen fühle ich mich ermutigt durch das, was Freund*innen und ganz unterschiedliche Gruppierungen in den USA an Widerstand gegen die Trump-Politik organisieren (siehe Artikel von Rivera Sun in der GWR 499). – Das macht mir Mut.

Interview (per PAD):
Bernd Drücke

Reicht das aus?
Helgas Nachtrag zum Graswurzelrevolutionärinnen-Interview

Eine Frage, die von Bernd noch nicht gestellt wurde, der wir uns aber stellen müssen, ist, ob es für diese wunderbaren Utopien ausreicht, 500 Ausgaben GWR zu machen, selbst wenn es in weiteren 53 Jahren eine Nummer 1.000 geben sollte. Solche Ziele sind nicht mit ein paar Bogen Papier zehn Mal im Jahr zu erreichen. Das wissen wir eigentlich alle. – Ich erinnere mich begeistert an das pulsierende Leben der vielen Gewaltfreien Aktionsgruppen, deren Aktivitäten uns immer wieder beflügelten auf dem Weg zu den Utopien. Wir hatten damals die Zeitung nicht allein im Blick, sondern sahen alles im Verbund mit diesen Gruppen, auch neben anderen Organisationen, die sich der Gewaltlosigkeit verpflichtet sehen.

Hier einige Organisations-Schnipsel aus den Anfängen, die rückblickend noch Mut machen. – Wat mut dat mut auch erzählt werden!!!: – Ohne Garantie auf Vollständigkeit.
• Die Graswurzler hatten eine Art „Geschäftsstelle“ zur überregionalen Koordination der Gruppen – die „Graswurzelwerkstatt“, ab 1974 für acht Jahre in Kassel, anschließend übernommen von Mitgliedern der GA Göttingen und zum Schluss bis Anfang der 1990er Jahre in Köln mit Menschen aus der dortigen Gewaltfreien Aktionsgruppe.
• Die Verbindung zwischen den Gruppen war der Koordinationsrat (Korat-Treffen 3–4x jährlich) und zur Außendarstellung die leider kurzlebige Föderation gewaltfreier Aktionsgruppen, die für eine Weile auch Herausgeberin der GWR gewesen ist und intensiv an der Organisierung der Großdemonstrationen in Bonn gegen die Mittelstreckenraketen beteiligt war.
• Eine vervielfältigte A4-Zeitung (getippt auf Wachsmatritzen) mit einer Auflage von ca. 800 einmal monatlich, der INFOrmationsdienst für gewaltfreie Organisatoren, fungierte als internes Diskussionsforum, förderte den Austausch über Strukturen, Aktionsvorbereitungen sowie deren Auswertung und informierte über ähnliche Experimente anderswo.
• Dazu die wechselnden Redaktionssitze und Vertriebsstellen der GWR (zur Vermeidung von Zentralisation) sowie eine Frauen-Lesben-GWR-Redaktion in München und viel später eine feministische Frauen-Redaktion – ganz dezentral, in Münster und in Heidelberg.
• Warum die Idee eines FöGA-Frauen-Korates nicht gegriffen hat, ist nicht klar. – Tja, niemand scheint die Geschichte dieser lebendigen Experimente aufgeschrieben zu haben.
• Eine FöGA-Frauen-Gruppe traf sich überregional über Jahre hin, sogar noch lange, nachdem die FöGA zur Ruhe gebettet wurde.
• Zur Förderung zielgerichteter Diskussion und Organisierung der Zivildienstverweigerung und entsprechenden Hilfen für die Verweigerer gründete sich die Gruppe Kollektiver Gewaltfreier Widerstand gegen Militarismus (KGW) mit eigenem Rundbrief.
• Ebenso bildete sich das bundesweite „Trainingskollektiv“ zur Vorbereitung auf gewaltfreie Aktionen jeglicher Art.
• Zweiwöchige Sommerlager, um gemeinsam ein anderes Leben einzuüben oder sich das Handwerkszeug für gewaltlose Aktionen anzueignen, fanden u. a. am Kaiserstuhl mit Seminar über Atomkraftwerke und Aktionen in Freiburg und auch auf Hallig Hooge statt. Ebenso wie die regelmäßigen Treffen zwischen den Jahren. – Immer stand auch die GWR im Mittelpunkt, um weitere ehrenamtliche Mitwirkende zu gewinnen und die aktuellen Themen zu diskutieren.
• Nicht zu vergessen das Sommerlager in Herford, bei dem ein alter Schweinestall umgebaut werden sollte in eine selbst organisierte Graswurzel-Schule – musste leider aufgegeben werden, obwohl schon die Diskussionen über das Wie gut liefen und der Umbau gut angefangen hatte.
• Wer erinnert sich noch an die Namen besetzter Plätze von AKWs oder Mittelstreckenraketen-Orten, an denen die gewaltfreien Aktionsgruppen beteiligt waren? Oder an die Blockade des Militärflughafens Ramstein wegen unsinniger Flugübungen? Hier eine Auswahl: Mutlangen, Großengstingen, Hunsrück (wo auch FöGA-Frauen über Monate ausharrten), Brokdorf, Hamm-Uentrop, Grohnde, Borken bei Kassel, Wackersdorf und Gorleben (u.a. Großauftritt der Trainingskollektive). Die Aktionen gegen die elektronischen Waffenmessen in Wiesbaden und Hannover führten sogar dazu, dass sie in andere Länder verlegt wurden. Leider demnächst zurück in Hannover, wie man in der GWR kürzlich lesen konnte.
• Dazu noch die von der WRI initiierten und von den Graswurzlern mitgetragenen „Internationalen gewaltfreien Märsche zur Entmilitarisierung“ mit Sommerlagern als Basis u. a. in Holland, Frankreich und Deutschland, durch die das politische Leben einer Vielzahl junger Menschen erst begann.
• Auf diesen Hintergründen entstanden schon früh Verlag und Versandbuchhandlung Weber & Zucht (Kassel) mit der Absicht, den Gruppen Erfahrungsberichte aus anderen Ländern verfügbar zu machen, gleichzeitig der Zündhölzchen-Verlag von Frank Schenker in Stuttgart mit Berichten aus der Alternativbewegung und später der Buchverlag der Graswurzelrevolution in Heidelberg. Es wäre spannend, zu sammeln, was bereits geschrieben wurde, um aus Fehlern und Erfolgen dieser wunderbaren Zeit zu lernen. Wer wagt es?
Helga Weber-Zucht