editorial

Krieg dem Kriege!

Ernst Friedrichs antimilitaristische Parole wird kriminalisiert

| Bernd Drücke

1024 1528

„All der Krieg, die Propaganda und der Hass kommt immer nur von den Leuten, die nicht kämpfen müssen.“ (George Orwell)

Liebe Leser*innen,

1925, vor einhundert Jahren, hat der antimilitaristische Anarchist Ernst Friedrich das Anti-Kriegs-Museum in Berlin gegründet (1). 1933 wurde es von den Nazis zerstört und 1982 wieder aufgebaut. Sein 1924 erstveröffentlichtes Buch „Krieg dem Kriege“ ist eines der wichtigsten Anti-Kriegs-Bücher. Es war Grundstein des Museums und hat mich und viele andere schon als Schüler politisiert. Dass im Sommer 2025 die Verwendung der seit über 100 Jahren verbreiteten Parole „Krieg dem Kriege“ von der Staatsanwaltschaft benutzt wurde, um das antimilitaristische „Rheinmetall entwaffnen“-Camp zu verbieten, zeigt, wie krass die Remilitarisierung voranschreitet. Auch wenn das Camp-Verbot Mitte August doch noch aufgehoben wurde, ist es wichtig, sich gegen die Einschüchterungsversuche zu stellen. Lasst uns überall Anti-Kriegs-Museen gründen, die Propaganda der Kriegstüchtigmacher sabotieren und die Graswurzelrevolution als antimilitaristisches Organ lesen und verbreiten!

GWR 501

Die GWR 501 und mein Nachruf auf die „Stimme der Deserteur*innen“ (S. 2) ist unserem Freund Rudi Friedrich gewidmet, der im Juli in Italien verunglückt ist.
Rana Salman von der israelisch/palästinensischen Graswurzelbewegung Combatants for Peace ist eine Autorin des soeben im Verlag Graswurzelrevolution erschienen Sammelbandes „Die Kriegslogik durchbrechen! Graswurzelrevolutionäre Stimmen zum Gaza-Krieg“ (2). In ihrem GWR-501-Artikel „Jenseits von Gaza“ (S. 3) beschreibt sie den „stillen Krieg“ im Westjordanland.
Der irisch-mexikanische Politikwissenschaftler John Holloway fragt in seinem GWR-501-Leitartikel „Die Mitte hält nicht länger“ angesichts der globalen Entwicklungen: „Was machen wir mit unserer Hoffnung, unserer Verzweiflung?“
Hoffnung machen kann der Artikel von Franziska Wittig über „Widerstand und Solidarität in Lissabon“ (S. 1,16) und das anarchistische Kulturzentrum Disgraça.
Die Nachlese des Provisorischen Anarchistischen Antikriegsrats Berlin zu den antimilitaristischen Protesten vom 15. Juni macht klar: „Die Kampagne gegen den ‚Nationalen Veteranentag‘ geht weiter“ (S. 6).
Die belarussische Menschenrechtsaktivistin Olga Karach skandalisiert die Rekrutierung von Belarussen für die russischen Streitkräfte im Krieg gegen die Ukraine (S. 7). Alexander Amethystow analysiert die Situation in „Aserbaidschan nach der Wiedereroberung Bergkarabachs“ (S. 8).
Die „Staatsbürgerliche Mobilmachung“ (S. 10) in Deutschland beleuchtet Jens Kastner.
Nach einem Aufruf von Abdullah Öcalan zerstörten im Juli PKK-Kämpfer*innen ihre Waffen. Um den Weg zum Frieden in der Türkei geht es in dem Artikel „Freiheit für Pınar Selek!“ (S. 11).
Hanna Fuhrbach stellt uns die „Kampagne unserlidl“ (S. 11) vor. In den Kolumnen von Maurice Schuhmann und Elmar Wigand geht es diesmal um „Gewalt in Comics“ (S. 12) bzw. „Fleiß versus Faulheit“ (S. 22). An den Utopie-Schwerpunkt der GWR 500 schließt Benjamin Butters Comic auf Seite 13 an.
Lesenswert ist auch Armin Scholls Artikel „Verdorbene Begriffe – ideologischer Missbrauch“ (S. 14 f.) über die strategisch-manipulative Verdrehung von Wörtern.

1024 1280
Zeichnung: Wilfried Porwol

Ebenso Volker Riehls Bericht aus dem Südsudan, dem „gefährlichsten Ort der Welt“ (S. 15 f.).
Einen Schwerpunkt dieser Ausgabe bilden die Beiträge von Silke, Antonia Greco und Horst Blume über den Widerstand gegen Klimakiller in Indonesien, Peru und Deutschland (S. 17ff.).
Gisela Notz erzählt in jeder GWR die Geschichte einer wenig bekannten Anarchistin. Diesmal geht es um Aimée Köster (S. 23).
Für den Neustart des selbstorganisierten Café Klatsch in Wiesbaden trommelt Ralf Dreis (S. 24).
Leider konnten wir aufgrund von Platzmangel viele Texte und Leser*innenbriefe nicht abdrucken. Das wollen wir nachholen.

Presseecho

Am 25. Juni ist unter dem Titel „Es ist wichtig, den Krieg zu sabotieren“ in der taz (3) ein Interview von Peter Nowak mit mir erschienen. Leider stark gekürzt. So fehlt im taz-Text der Anlass des Interviews: GWR 500. Statt Zerbrochenem Gewehr auf Schwarzem Stern, dem GWR-Symbol, hat die taz eine Friedenstaube fürs Layout verwendet. Es fehlt auch meine Kritik: „Anders als die taz, bieten wir Sönke Neitzel und anderen Propagandisten der Militarisierung keine Bühne und drucken keine Bundeswehr-Anzeigen ab.“ Eine ungekürzte Version des Interviews erschien nun unter dem Titel „Gegen den Zeitgeist der Kriegstüchtigen“ im Schweizer untergrund-blättle (4).
Im taz-Artikel „Was sorgt für Frieden?“ vom 23. Juli kommt u.a. GWR-Mitherausgeber Lou Marin zu Wort: „Lou Marin betont im Gespräch mit der taz, dass die Rolle des zivilen Widerstands gegen den russischen Einmarsch in der Ukraine weitgehend unterschätzt werde. ‚Der große Panzerkonvoi nach Kyjiw zu Beginn des russischen Einmarsches kam auch aufgrund von Sabotageaktionen russischer Soldaten in den Panzern und Transportern und wegen des unbewaffneten Widerstands der ukrainischen Bevölkerung zum Stehen‘, betont Marin.“ (5)
Zum Schluss möchte ich Euch noch auf „Zwei unterschiedliche Wege zum Weltfrieden?“ aufmerksam machen. Unter diesem Titel habe ich einen Gastbeitrag für die September-Ausgabe der ZivilCourage (6) geschrieben, in dem es um Erich Mühsams antimilitaristischen Anarchismus und Bertha von Suttners Pazifismus geht.

Viel Spaß beim Lesen, Anarchie und Glück,
Bernd Drücke (GWR-Koordinationsredakteur)

(1) Ein Museum gegen den Krieg und das Töten, taz, 21.8.25, https://taz.de/Antimilitaristische-Ausstellung/!6105187/
(2) Siehe Seite 24 & https://www.graswurzel.net/gwr/produkt/die-kriegslogik-durchbrechen/
(3) https://taz.de/!6093057/
(4) https://www.untergrund-blättle.ch/gesellschaft/medien/gegen-den-zeitgeist-der-kriegstuechtigen-interview-mit-bernd-druecke-redakteur-der-graswurzelrevolution-009136.html
(5) https://taz.de/Was-sorgt-fuer-Frieden/!6098940/
(6) https://zivilcourage.dfg-vk.de/zwei-unterschiedliche-wege-zum-weltfrieden/