Feuerwehr in Griechenland: Im Sommer beklatscht,

im Herbst mit Schlagstock in die Arbeitslosigkeit

| Lea Kleinsorge, Thessaloníki

In Athen demonstrierten am 30. Oktober 2024 tausende Feuerwehrleute vor dem Ministerium für Zivilschutz und forderten eine Festanstellung. Die Polizei reagierte auf die Proteste mit Wasserwerfern und Tränengas – so wie schon im Jahr zuvor.

Tausende folgten dem Aufruf der Gewerkschaft der Feuerwehr und demonstrierten in Athen für eine Verlängerung ihrer Verträge. Viele Feuerwehrkräfte haben in Griechenland nur saisonale Verträge von Mai bis Oktober. Sie leisten in den Hitzemonaten lebensgefährliche und unabdingbare Arbeit gegen die Brände und werden im Anschluss als Dank in die Arbeitslosigkeit entlassen.
„Sommerhelden, die ohne Ausrüstung Brände bekämpfen, sind in diesem Staat, der der für die Menschen zerstörerischen Kosten-Nutzen-Logik dient, von November bis April Außenseiter“, kommentiert die Schwestergewerkschaft PENEM und solidarisiert sich mit den von der Polizei angegriffenen Feuerwehrleuten. Die rechte Regierung weigert sich, ihnen eine Festanstellung im öffentlichen Dienst über das ganze Jahr anzubieten.
In den Sommermonaten sind weite Teile von Griechenland von schweren Waldbränden betroffen, die ganze Landstriche und Gemeinden vernichten. Zahlreiche Menschen sterben jedes Jahr in den Flammen. Im August 2024 wütete im Norden Athens ein Mega-Waldbrand, bei dem innerhalb von 24 Stunden 10.000 h Wald verbrannten und eine Arbeiterin in einem Betrieb ums Leben kam.
Im Angesicht dieser Bedrohungslage wäre eine gut mit Personal und Material ausgestattete Feuerwehr und ein einsatzfähiger Katastrophenschutz unabdingbar. Allerdings wurde die Feuerwehr im Zuge einer jahrelangen drastischen Austeritätspolitik systematisch kaputtgespart. Löschflugzeuge sind nicht vorhanden oder nicht einsatzfähig, es fehlt an elementarster Grundausstattung zur Bekämpfung von Bränden. An vielen Stellen ist die Bevölkerung auf Selbstorganisierung angewiesen, der Staat glänzt mit Abwesenheit in diesen Krisensituationen. Die Verantwortung für die Brandschutzvorbeugung schiebt die Regierung zu den Kommunen, während sie sich gleichzeitig weigert, sich an der Finanzierung dieser Arbeit zu beteiligen.
Im gleichen Zeitraum wurde stark in die Polizei investiert und der Verteidigungshaushalt deutlich aufgestockt. Griechenland gehört zu den Ländern mit den höchsten Militärausgaben (1) im Verhältnis zum BIP in der NATO. Die Prioritäten sind klar verteilt: Während der Klimawandel die Feuer weiter anheizt, wird lieber in Polizei und Militär investiert als in den Katastrophenschutz.
Darin spiegelt sich die (doppelte) autoritäre Krisenbewältigung des griechischen Staates: Zum einen bewirken die autoritären Sparmaßnahmen, dass die Bevölkerung der immer größer werdenden Bedrohung des Klimawandels immer weniger gewappnet ist – der Schutz des Lebens wird Preis gegeben. Auch beim ,,Klimaschutz“ des Staates wird sich mit großflächigen Privatisierung- und Modernisierungsmaßnahmen auf klassische neoliberale Strategien im Stil des grünen Kapitalismus gestützt, welche die (ökonomische und ökologische) Krise weiter vertiefen, anstatt sie zu lösen.
Zudem wird sich mit dem Aufrüsten von Polizei und Militär auch auf die autoritäre Bekämpfung der kommenden und gegenwärtigen Aufstände gegen die lebensfeindlichen Zustände eingestellt, wie man es in Athen vor ein paar Wochen sehen konnte, als die Feuerwehrleute für eine Festanstellung demonstrierten und ihnen mit Schlagstock und Tränengas begegnet wurde.
Die Auseinandersetzung mit dem Staat, der Mensch und Natur der Kapitallogik opfert und sie im Anschluss den Flammen Preis gibt, wird für die Feuerwehrkräfte in den kommenden Jahren weitergehen. Denn mit jedem Jahr wird die Hitzehölle schlimmer – staatliche Rettung ist nicht in Sicht.

(1) Griechenland hat 2023 rund 7,73 Milliarden US-Dollar für sein Militär ausgegeben. Das entspricht rund 3,23 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Im Vorjahr lagen die Ausgaben bei rund 8,75 Milliarden US-Dollar. Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/322734/umfrage/entwicklung-der-militaerausgaben-von-griechenland/