Machtstrukturen sind das Problem

Sexualisierte Gewalt und Sexismus

 424 dezember 2017 Still Alive

Vor zwei Jahren, als ich noch an den Erinnerungen und den Folgen dessen, was ich erlebt hatte, litt, mich immer wieder in Ohnmacht und Hilflosigkeit geworfen fühlte, habe ich Artikel wie den folgenden nicht lesen können, ohne der Autorin Vorwürfe zu machen. Alles, was nicht "Anerkennung der Opfer, maximale Strafen für die Täter" sagte, war für mich gefühlt Verrat. Weiterlesen

Eine Auseinandersetzung mit der Täterrolle

Rückblick auf die Diskussionen einer örtlichen Graswurzel-Männergruppe in den 1980er-Jahren

 424 dezember 2017 Michael Grosser

Im Rahmen der internationalen Welle feministischer Empörung nach der Weinstein-Affäre wird oft auf die jahrelange männliche Deckung, Tolerierung, ja verteidigende Unterstützung der männlichen Gewalt dieses Filmproduzenten und anderer Männer in Führungspositionen hingewiesen. Eine kritische Auseinandersetzung mit der männlichen Täterrolle wird eingefordert. Ein Rückblick auf die breite Szenerie kritischer Männergruppen von Ende der 1970er- bis Mitte der 1990er-Jahre, mit einem Höhepunkt in den Achtzigerjahren kann hier wertvolle Anregungen liefern. Eine heute fast vergessene Bewegung von profeministischen Männergruppen florierte damals. Auch die Frankfurter Libertären Tage 1987 und 1993 mit jeweils ca. 3000 TeilnehmerInnen aus allen anarchistischen Strömungen, die beide mit Vorfällen sexueller Belästigung zu tun hatten, standen im Zentrum der Diskussionen. Es gab Publikationen wie den "kritischen Männer-Rundbrief", den "autonomen Männer-Rundbrief" oder den "anarchistischen Männer-Rundbrief"; es gab die Gruppen "Männer gegen Männergewalt", kritische Väter- und Jugendgruppen, die kritische Männerforschung an Unis. In der Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen (FöGA, 1980-1997) gab es damals die bundesweite FöGA-Frauen-AG und die FöGA-Männer-AG. Es gab separate Treffen zu Sexismus und viele gewaltfreie Aktionsgruppen vor Ort hatten eigene kritische Männergruppen. Aus heutiger Sicht muss sicher auf die Gefahr einer identitären Begriffsinterpretation der "Männerbewegung" hingewiesen werden. Diese nahm in den Neunzigerjahren überhand und läutete in einer reaktionären Wende hin zu einem maskulinistischem "Eisenhans"-Verständnis (eigene Gewaltanteile werden auch positiv gesehen) und zu einer rechten, antifeministischen "Männerrechts"-Bewegung das Ende des emanzipatorischen Strangs dieser Bewegung ein. Andreas Kemper hat 2012 in dem von ihm herausgegebenen Buch "Die Maskulinisten" (Unrast-Verlag) die Geschichte dieser Bewegung nachgezeichnet. Zur Bedeutung der damaligen Graswurzel-Männergruppen für seine eigene politische Sozialisation schrieb er dort: "Die erste Männergruppe fand nicht zufällig während eines Camps der gewaltfreien und ökologischen Graswurzelbewegung statt." (S. 30) Der folgende zeitgenössische Artikel zeichnet die Auseinandersetzung mit der männlichen Täterrolle am Beispiel einer örtlichen Graswurzel-Männergruppe nach. (GWR-Red.) Weiterlesen

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – Was ist mit den Schwestern?

 420 sommer 2017 Kerstin Wilhelms-Zywocki

Sulamith Sparre: La Liberté – die Freiheit ist eine Frau. Der Kampf der Frauen um ihre Bürger- und Menschenrechte in der Französischen Revolution. Verlag Edition AV, Lich 2016, 500 Seiten, 24,50 Euro, ISBN 978-3-86841-163-8 Sulamith Sparre legt eine umfangreiche und außerordentlich gut recherchierte Abhandlung über die Rolle von Frauen in der Französischen Revolution vor und … Weiterlesen