Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

eigentlich wollte ich hier ein bekanntes Foto von 1998 platzieren, auf dem Milosevic mit Fischer zu sehen ist, und über dieses Foto den obigen Titel legen. Leider war im GWR-Archiv das Foto nicht zu finden.

Nicht dass ich den jugoslawischen Ex-Staatschef, der ein Militarist, Nationalist und Mörder ist, verteidigen möchte.

Ich finde es nur bezeichnend, dass der abgehalfterte Milosevic vor Gericht gestellt wird, während andere Kriegsverbrecher wie Clinton, Bush, Schröder, Scharping, Fischer bzw. die NATO und Co. für die Blutspur, die sie (z.B. in Jugoslawien oder Afghanistan) hinterlassen haben, nicht belangt werden, weil sie zu mächtig sind.

Wir haben uns daran gewöhnt, dass ein George W. Bush Länder in Schutt und Asche legen darf, dass sich die mächtigen NATO-Herren nicht an Völkerrecht bzw. Genfer Konvention zu halten brauchen, dass sie Verbrechen begehen dürfen.

In seiner “Achse des Bösen”-Rede vom 29.1.2002 hat Bush gesagt, welche “Schurkenstaaten” und “terroristischen Parasiten” damit rechen können, demnächst bombardiert zu werden:

“Während wir uns heute Abend versammeln, steht unsere Nation im Krieg […]. Meine Hoffnung ist es, dass alle Staaten unserem Ruf folgen und die terroristischen Parasiten eliminieren, die ihre Länder bedrohen und das unsere. Viele Staaten handeln entschlossen. […] Aber andere Regierungen werden angesichts des Terrors zaudern. Aber verrechnen Sie sich nicht: Wenn sie nicht handeln, wird Amerika handeln. Unser zweites Ziel ist es, Regime, die den Terror unterstützen, daran zu hindern, Amerika oder unsere Freunde und Verbündeten mit Massenvernichtungswaffen zu bedrohen. Einige dieser Regime haben sich seit dem 11. September ziemlich bedeckt gehalten. Aber wir kennen ihre wahre Natur. Nordkorea ist ein Regime, das sich mit Raketen und Massenvernichtungswaffen rüstet, während es seine Bürger verhungern lässt. Iran […] exportiert Terror. Irak kultiviert weiterhin seine Feindschaft gegen Amerika und seine Unterstützung des Terrors.

Ich werde die Ereignisse nicht abwarten, während sich die Gefahr zusammenbraut. Die Vereinigten Staaten von Amerika werden es den gefährlichsten Regimen dieser Welt nicht gestatten, sie mit den zerstörerischsten Waffen der Welt zu bedrohen. Unser Krieg gegen den Terror hat gut begonnen, aber er hat eben nur begonnen. […]”

Wir haben uns an solch simplifizierende, kriegsgeile Reden des US-Führers gewöhnen müssen.

Krieg wird von vielen Menschen als Mittel der Politik akzeptiert. Aber Krieg bleibt ein Verbrechen gegen die Menschheit! Keine Art von Krieg und Staatsterrorismus ist zu dulden! Wir brauchen einen langen Atem, wenn wir an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitarbeiten wollen.

Die GWR 267 beschäftigt sich u.a. mit dem 11. September, Afghanistan, Kabarett im Dritten Reich, sowie Themen, die in den letzten Ausgaben zu kurz gekommen sind: PISA-Diskussion, Attac, Türkei, Anti-Atom, …

Zwar fehlen viele Infos, z.B. zum Weltsozialforum in Porto Alegre, wo sich im Januar/Februar 80.000 Anti-Globalisierungs-AktivistInnen getroffen haben. Ich hoffe Ihr habt trotzdem viel Spaß beim Lesen.

In den nächsten Ausgaben der graswurzelrevolution werden wir uns u.a. intensiver mit dem Israel/Palästina-Konflikt und dem bevorstehenden Angriffskrieg der USA gegen den Irak beschäftigen.

Mit antimilitaristischen Grüßen, Euer

Anmerkungen

P.S.: Eine gute Gelegenheit GraswurzelrevolutionärInnen kennen zu lernen, bietet vom 21. bis 24. März 2002 die Leipziger Buchmesse. Dort könnt Ihr den Stand der Zeitung und des Buchverlags graswurzelrevolution besuchen: Standnr. Halle 3, Stand B 303