anarchismus

Der Irokesenbund als egalitäre Konsensdemokratie

Teil 2: Die Reservationszeit

| Thomas Wagner

Ein gutes Jahrhundert lang vermochte der Irokesenbund im Rahmen der Forrest Diplomacy, seine Interessen gegenüber den verbündeten englischen Kolonien und den feindlichen Franzosen durchzusetzen und sich als Machtfaktor im „Spiel“ der internationalen Politik zu behaupten. Damit war es im Laufe des nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1775-1783) vorbei. Die Irokesen mussten zusehen, wie aus den englischen Alliierten, zu denen beständige Freundschafts- und Familienbande geknüpft worden waren, zwei sich erbittert bekämpfende Kriegsparteien wurden: englische Soldaten und Loyalisten auf der einen, amerikanische Revolutionäre und Milizen auf der anderen Seite. Der Häuptlingsrat beschloss in dieser vertrackten Lage, neutral zu bleiben, konnte jedoch einen Teil der jungen Männer nicht davon abhalten, entweder auf Seiten der amerikanischen Revolutionäre oder auf Seiten der englischen Krone zu kämpfen. Die Folgen waren fatal. Am Ende des Krieges waren die irokesischen Siedlungen zerstört, die Ernten vernichtet und viele Menschen getötet worden. Die militärisch geschwächten und politisch zerstrittenen Überlebenden mussten von den „Amerikanern“ nicht mehr als ernstzunehmende Verhandlungspartner betrachtet werden. Die Einen wurden machtlose Mündel der US-Regierung; die Anderen mussten sich dem Schutz der britischen Krone unterstellen. Am Ende stand die faktische Spaltung der Konföderation in zwei vergleichsweise machtlose Gebilde mit jeweils einem eigenen Häuptlingsrat.(1)

Dennoch: Obwohl sich die Reservationsbevölkerung nicht zuletzt unter dem Einfluss zahlreicher Missionare bald in “Konservative”, “Progressive”, “Heiden” und “Christen“ zu spalten begonnen hatte, die ökonomische Existenzgrundlage weitgehend zerstört war, die Armut zunahm, Krankheit und Alkoholismus grassierten und die Behörden zeitweilig alles taten, um die indianischen Politikformen zu zerstören und die traditionellen Rollenbilder von Frauen und Männern zugunsten eines vermeintlich fortschrittlichen patriarchalen Kleinfamilienmodells aufzulösen, gelang es den Irokesen, als selbstständige kulturelle und politische Gemeinschaften zu überleben und einen großen Teil ihrer angestammten Traditionen bis in die Gegenwart hinein zu retten. Wichtig für die Konsolidierung der Gemeinschaften waren Propheten wie Handsome Lake, der den Senecas in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Rückkehr zur traditionellen Lebensweise und Spiritualität predigte, aber gerade dafür die Adaption einiger technologisch-ökonomischer Möglichkeiten und sozialer Organisationsformen der modernen Gesellschaft als unabdingbar ansah. Traditionalisten bildeten nach dem Tod des Propheten Kultgemeinschaften, in denen die Lehren Handsome Lakes kanonisiert wurden. Auf diese Weise entstand eine neue Religion mit dem Langhaus als Versammlungsort und gemeinsamen Symbol. Die sich rasch verbreitende Langhausreligion trug erheblich dazu bei, dass egalitäre Traditionen wie die Praxis des Teilens und das konsensuale Politikverständnis im 19. und 20. Jahrhundert im Rahmen einer naturreligiös-spirituellen Weltanschauung weiter gepflegt wurden. Schon für die ersten Jahre des 19. Jahrhunderts wurde von einer etwa 400 Personen umfassenden Seneca-Siedlung berichtet: „[…] twenty or thirty chiefs and captains, the half dozen or so leading women, and the common warriors and women all lobbying with each other over public issues according to old principles.”(2)

Die politischen Versammlungen der traditionalistischen oder „konservativen“ Irokesen erfuhren im Laufe des 19. Jahrhunderts manche formale Änderung. So führte der Häuptlingsrat im US-Bundesstaat New York im 19. Jahrhundert aufgrund der Erfordernisse schriftlicher Protokollführung das neue Amt eines Rats-Sekretärs ein. Doch nach wie vor blieben die Häuptlinge der Onondagas die „Moderatoren“ der Ratsversammlung, und am Konsensprinzip wurde strikt festgehalten.(3) Auch die fünfhundert Köpfe zählenden Senecas der Reservation Tonawanda sahen in der Mitte des 19. Jahrhunderts keinen Grund für eine einschneidende Veränderung ihrer Regierungsform. Bis heute werden die Häuptlinge auf Reservationen der Onondagas und der Tuscaroras in den USA von den Clan-Müttern ernannt.(4) Dagegen sind die der Korruption verdächtigen Seneca-Häuptlinge auf den Reservationen Allegany und Cataraugus bereits im europäischen Revolutionsjahr 1848 mit der mehrheitlichen Unterstützung der einfachen Bevölkerung von einer Gruppe junger Männer mit moderner Schulausbildung gestürzt und durch eine Regierung nach dem Vorbild der amerikanischen Verfassung ersetzt worden. Seither konkurrieren nun „progressive“ und „traditionalistische“ Parteien in demokratischen Wahlen um die Stammesregierung. Den vormals politisch einflussreichen Frauen blieb jedoch über 100 Jahre lang (bis 1964/66) die formale politische Beteiligung verwehrt.(6)

In Kanada wurde der traditionelle Häuptlingsrat des Irokesenbundes auf der Six Nations-Reservation im Jahr 1924 von der berittenen Polizei gestürzt. Seitdem haben die entmachteten Häuptlinge ihre Ratsversammlungen mit Unterstützung eines großen Teils der Bevölkerung im Untergrund fortgesetzt.1 Die offiziell von der Regierung entmachteten Häuptlinge sehen die von einer „ausländischen Macht“ oktroyierte Amtsenthebung als illegitim an und setzen ihre Zusammenkünfte seitdem als Kristallisationspunkt des Widerstands gegen die kanadische Bevormundung bis in die Gegenwart hinein fort. Die Einführung moderner Stammesselbstverwaltungen in den USA verlangte seit der Verabschiedung des Indian Reorganization Act (IRA) im Jahr 1934 die mehrheitliche Zustimmung der jeweiligen Reservationsbevölkerung. Viele Gegner des Gesetzes, die fast immer die große Mehrheit der Reservationsbevölkerung bildeten, äußerten ihr Missfallen auf traditionelle Weise dadurch, dass sie dem Verfahren einfach fern blieben. Daher gelten die solcherart eingeführten Selbstverwaltungsorgane vielen Traditionalisten weiterhin als illegitim.(7)

Kaum überschaubar sind die politischen Verhältnisse seit langem auf den Reservationen der Mohawks. So bevölkern die Mohawks von Akwesasne beide Seiten der internationalen Grenze Kanadas und der USA. Die kleine Ortschaft hat gleich zwei behördlich anerkannte „Regierungen“: den dreiköpfigen St. Regis Mohawk Tribal Council im US-Bundesstaat New York und den aus zwölf Mitgliedern zusammengesetzten Mohawk Council of Akwesasne auf der kanadischen Seite der Grenze. Dagegen bilden die traditionellen, von den „Clanmüttern“ ernannten Häuptlinge wiederum die staatlich nicht anerkannte „Untergrundregierung“: den Akwesasne National Council. Dieser Häuptlingsrat hat „informell“ einen erheblichen Einfluss auf die Reservationspolitik.(8) da er von einem großen Teil der Bevölkerung unterstützt wird.

Seit Ende der sechziger Jahre nahm der Konservatismus unter Teilen der Mohawks zunehmend militante Züge an. Unter ideologischer Anleitung Louis Halls bildeten radikale junge Männer (und Frauen) sogenannte Warrior-Vereinigungen, erklärten sich zur bewaffneten Schutzmacht des Irokesenbundes und verbanden dabei eine puristische Auslegung des Great Law of Peace mit einer aggressiven Abwehr jeder Fremdherrschaft. Auch die Warriors hielten das Konsensprinzip hoch.(9) Da sie aber auch die Langhausreligion der gewöhnlichen Traditionalisten als Verfälschung des ursprünglichen irokesischen Politikverständnisses ablehnten, ihre Finanzierungsquellen zum Teil undurchsichtig bzw. kriminell waren und zuweilen rassistische Positionen gegenüber Nichtindianern vertraten, lagen sie nicht nur mit den legalen Stammesregierungen, sondern bald auch mit den übrigen Traditionalisten in zum Teil unversöhnlichem Streit. Gleichwohl führte der äußere Druck die gegnerischen Fraktionen auf den Reservationen immer wieder zu gemeinsamen Aktionen zusammen.

Der Konflikt um Oka: Konsensdemokratie im „Mohawk Civil War“

In unmittelbarer Nachbarschaft des kleinen kanadischen Orts Oka liegt die Mohawk-Siedlung Kanesatake. Auch dort war die Bevölkerung in verschiedene Fraktionen gespalten. Als die Kommunalbehörde Okas sich Ende der 1980er Jahre anschickte, den Boden eines von den Mohawks als heilig angesehenen Friedhofs für die lukrative Vergrößerung eines Golfplatzes zu nutzen, formierte sich ein Widerstand, in dessen Verlauf die verschiedenen Fraktionen jedoch temporär zusammenarbeiteten. Die zunächst friedlichen Protestaktionen und Demonstrationen bescherten Kanada eine regelrechte Staatskrise. Ursachen, Verlauf und Resultat der Konfrontation können hier nicht analysiert werden.(10) Ich möchte lediglich zeigen, dass auch noch 200 Jahre nach der Zerschlagung des Irokesenbundes die Handlungen der politischen Akteure sich am traditionellen Konsensprinzip orientierten.

Als am Morgen des 10. Juli 1990 eine Abteilung der Polizei mit Gewehren und Tränengas heranrückte, um die Barrikaden des von den Mohawks mittlerweile besetzten Friedhofs zu räumen, fand dort gerade eine traditionelle Tabakzeremonie statt. Ellen Gabriel, eine der beteiligten Mohawks, schildert das Gespräch mit den Polizisten, die zunächst mit einem Anführer zu sprechen wünschten: „Ich sagte ihnen, sie könnten mit mir oder Denise sprechen, und wir baten sie, ihre Gewehre wegzulegen. Wir sagten ihnen, dass Frauen und Kinder anwesend wären. Sie hörten nicht auf mich und verlangten weiterhin nach dem Anführer. Ich versuchte, ihnen zu erklären, dass wir nach dem Konsensprinzip verfuhren.“(11) Nach wiederholter Aufforderung durch den Polizisten baten die Frauen schließlich Johnny Cree, die Rolle eines Sprechers zu übernehmen. Nachdem die Polizisten bereits mit dem Einsatz von Tränengas begonnen hatten, ging Cree ihnen entgegen. Wieder fragten sie nach dem Anführer. „Ich bin nur ein Sprecher“, sagte Cree, „es gibt keinen Führer. Die Leute entscheiden.“(12) Cree erinnert sich, wie es weiter ging: “Ich sagte, ich würde alle anderen fragen, ob wir die Barrikade entfernen. Die Beamten gaben uns dafür fünf Minuten. Ich sagte ihnen, wir brauchten 90 Minuten und dass die Entscheidung mit jedem einzelnen abgemacht werden müsse. Es ging hin und her, und sie gaben mir 45 Minuten.“(13) Als die anwesenden Mohawks entschieden hatten, sich der Räumung zu widersetzen, kam es zum Schusswechsel, bei dem ein Polizist ums Leben kam. Damit begann eine langdauernde Belagerung, für die auf der einen Seite Tausende von Polizisten und mit 4.400 Soldaten, Kampfflugzeugen und Leopard-Panzern ein großer Teil der kanadischen Streitkräfte mobilisiert wurden. Auf der anderen Seite arbeiteten, nicht zum ersten Mal,(14) verschiedene irokesische Gruppen zusammen. Auch die Mohawks aus Akwesasne und Kahnawake errichteten Barrikaden und lieferten sich erbitterte Kämpfe mit den Ordnungskräften. Sie wurden dabei unterstützt von indianischen und nichtindianischen Solidaritätsgruppen in Kanada, den USA und in Europa. Als am 16. August 1990 endlich Friedensverhandlungen begannen, hatten Angehörige der Warrior-Organisation ein Verhandlungskomitee mit Abgeordneten aller drei Mohawk-Siedlungen initiiert. Die Mitglieder des Komitees folgten dem Einstimmigkeitsgebot des Great Law of Peace. Loran Thompson aus Akwesasne erklärte dazu: “Wir mussten unsere Standpunkte so lange ausdiskutieren, bis alle zustimmen konnten.“(15)

Während die kanadischen Behörden mit drei indianischen Sprechern gerechnet hatten, warteten die Mohawks zunächst mit nicht weniger als 54 Delegierten auf. Sie begründeten das damit, dass ihre Tradition ihnen gebiete, wichtige Entscheidungen nur auf der Grundlage eines breiten Konsens zu treffen. Als daraufhin die Verhandlungen abzubrechen drohten, willigten die Indianer schließlich ein, sich mit der Wahl von fünf Repräsentanten zu begnügen. Denen wurde dann allerdings gestattet, sich noch während einer laufenden Verhandlung mit den anderen Mohawks zu beraten.(16) Die geballte Militärpräsenz und die zunehmenden Konflikte um die richtige Verhandlungsstrategie innerhalb der Reihen der Belagerten und ihrer Unterstützer zwangen die militanten Warriors schließlich doch zur Räumung der Barrikaden. Dennoch kann von einem Teilerfolg gesprochen werden. Denn die kanadischen PolitikerInnen waren gezwungen worden, die Perspektiven indigener Nationen bei den Verhandlungen um die Gestaltung der neuen Verfassung stärker zu berücksichtigen. Beinahe wie die Kolonisten zu Zeiten der Forrest Diplomacy im 17. und 18. Jahrhundert müssen sich die PolitikerInnen seitdem immer wieder damit arrangieren, auf Verhandlungspartner zu treffen, die beanspruchen, ihre Entscheidungen nach alter Mütter Sitte im Sinne des Konsensgebotes zu treffen.

„Going traditional“

Auch nach dem Ende des Oka-Konfliktes sind die Spannungen zwischen „Traditionalisten“ und „Modernisten“ um den richtigen Weg der Selbstregierung, das Verhältnis zu Staatsorganen sowie um die richtige Auslegung der Traditionen auf den irokesischen Reservaten beiderseits der US-amerikanisch-kanadischen Grenze virulent geblieben. So gab es 1992 auf der Tonawanda-Reservation der Seneca im US-Bundesstaat New York einen bewaffneten Putschversuch gegen den traditionalistischen Stammesrat. Nachdem die Mehrheit der Reservationsbevölkerung sich hinter die traditionelle Regierung gestellt hatte, die nach wie vor eine nach Konsens strebende Mitbestimmungsdemokratie verfocht, wurde der Aufstand niedergeschlagen und die Putschisten von der Stammesmitgliedsliste gestrichen.(17) In Kahnawake hatte unterdessen das politische Souveränitätsstreben der Konservativen und die mit ihm verbundene Basisorientierung der Politik auch in den Reihen der legalen Stammesselbstverwaltung an Gewicht gewonnen. Der Mohawk Council of Kahnawake (MCK) formulierte 1991 gegenüber der kanadischen Regierung eine Position, die im Grunde auf eine Wiederherstellung jener diplomatischen Beziehungen zielte, die das Verhältnis souveräner indianischer Nationen zur englischen Krone bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bestimmt hatten. Beim MCK handelt es sich um das behördlich anerkannte und nach den Regeln des kanadischen Indian Act gewählte Selbstverwaltungsorgan der Reservation, der schon seit 1982 erklärtermaßen an seiner Abschaffung arbeitete. Ziel ist die Rückkehr zum traditionellen Selbstregierungssystem der Mohawks und die schrittweise Wiederanbindung an den Irokesenbund.(18) Unter der Parole „Going traditional“ sind die traditionellen irokesischen Prinzipien direkter Partizipation in eine moderne Form gefasst worden. Die Losung der Ratsmitglieder lautete nun: „Mein Job ist, meinen Job loszuwerden.“ Zu den Zielen des Reformprozesses gehört die Aufteilung politischer Rollen entlang der Geschlechtergrenze und die umfassende direkte Beteiligung der Bevölkerung an den alle betreffenden Entscheidungen. Die Politik soll nicht durch Initiativen der „Politiker“, sondern durch die Eingaben der Öffentlichkeit bestimmt werden. Regelmäßige Versammlungen, Diskussionsforen sowie die Einrichtung von Komitees aus Häuptlingen, Experten und Gemeinde-Repräsentanten sollen garantieren, dass die Entscheidungen des MCK betreffs wichtiger Bereiche wie Justiz, Erziehungs-, Sozial- und Umweltpolitik oder der ökonomischen Entwicklung basisnah bleiben. Eine Rahmenvereinbarung des MCK mit der kanadischen Regierung aus dem Jahre 1991 formulierte als Zielvorstellungen die Rückgewinnung der ausschließlichen Rechtshoheit über die Gebiete der Mohawks, das Recht zur Selbstregierung, die Ablösung vom System staatlicher Indianerpolitik (Indian Act) und die vorrangige politische Loyalität einer souveränen Mohawk Nation zur Konföderation des Irokesenbundes.

Thomas Wagner

(1) Die mit den englischen Truppen verbündeten Krieger, vor allem Mohawks unter Führung Joseph Brants, aber auch einige Tuscaroras, Ondondagas, Cayugas und Senecas, die 1784 unter dem Schutz der Krone ins spätere Kanada geflüchtet waren, wurden 1803 aus dem Irokesenbund ausgeschlossen. Später wurde der Häuptlingsrat auf beiden Seiten der Grenze erneuert, so dass bis heute zwei unabhängige Varianten des Irokesenbundes auf amerikanischem Boden ihrem politischen Geschäft nachgehen.

(2) Anthony F.C. Wallace: The Death and Rebirth of the Seneca. New York 1972, S. 192.

(3) Thomas S. Abler: The Kansas Connection: The Seneca Nation and the Iroquois Confederacy Council, in: Michael Foster/Jack Campisi/Marianne Mithun (ed.): Extending the Rafters. Interdisciplinary Approaches to Iroquoian Studies. Albany (NY) 1984, S. 82.

(4) Dean R. Snow: The Iroquois. Oxford/Cambridge 1994, S. 198f.

(5) Sharon O`Brian: American Indian Tribal Governments. Norman/London 1989, S. 104; Edmund Wilson: Abbitte an die Irokesen. München 1974, S. 95f.

(6) Annemarie Shimony: Conservatism among the Iroquois at the Six Nations Reserve. Syracuse (NY) 1994, S. XXXIV.

(7) Mit dem auch als Wheeler-Howard Act bekannten Gesetz zur Reorganisation indianischer Nationen sollte die kulturelle und politische Eigenständigkeit der Stämme eigentlich gefördert werden. Doch widersprach es der konsensdemokratischen Regierungsform der Irokesen. Zudem befürchteten sie, dass das Gesetz mit seiner Definition des Indianerstatus durch das blood quantum nicht mit der für viele soziale und politische Belange wichtigen matrilinearen Abstammungsregel zu vereinbaren war. Zudem sollte eine große Anzahl von ReservationsbewohnerInnen, die bislang nicht auf den Stammeslisten geführt worden waren, daran gehindert werden, künftig die Stammespolitik zu bestimmen. Vgl. Laurence Hauptman: The Iroquois and the New Deal. Syracuse 1981, S. 62f.

(8) Rick Hornung: One Nation under the Gun. Inside the Mohawk Civil War. Toronto 1991, S. 20.

(9) Mit dem Konsensprinzip der Warrior wurde während des bewaffneten Aufstandes Ende der 1980er Jahre auch New Yorks Gouverneur Mario Cuomo konfrontiert, als er in einem Telefonat den verantwortlichen Führer der Warriors zu sprechen wünschte. Er bekam vom anderen Ende der Telefonleitung die ihn überraschende Antwort: „Wir haben keinen Anführer. Wir entscheiden nach dem Konsensprinzip.“ (zit. n. Hornung 1991: S. 170, dt. v. Th. Wagner)

(10) Für Analysen vgl.: Wagner a.a.O.: S. 259-86; Hornung a.a.O.; Craig Maclaine/Michael S. Badendale: This land is our land. The Mohawk revolt at Oka. Montreal/Toronto 1990.

(11) Zit. n. Hornung a.a.O.: S. 196, dt. v. Th. Wagner.

(12) Zit. n. Maclaine/Badendale a.a.O.: S. 17, dt. v. Th. Wagner.

(13) Zit. n. Hornung a.a.O.: S. 197, dt. v. Th. Wagner.

(14) Bereits 1974 hatten die Mohawks von Kahnawake, Akwesasne und Kanesatake (Oka) einen gemeinsamen Landanspruch auf den größten Teil des kanadischen Süd-Quebecs erhoben. Während der 80er Jahre orientierte sich die Zusammenarbeit daran, die Strukturen des historischen Irokesenbundes wieder aufzubauen. Seit den 1980er Jahren begannen die Häuptlinge des Kahnawake Band Councils, an den Versammlungen des Grand Council der irokesischen Konföderation auf dem Onondaga Nation Territory in New York teilzunehmen. Vgl. Gerald R. Alfred: Heeding the Voices of our Ancestors. Kahnawake Mohawk Politics and the Rise of Native Nationalism. Toronto/New York/Oxford 1995, S. 136.

(15) Zit. n. Hornung a.a.O.: S. 210, dt. v. Th. Wagner.

(16) Maclaine/Badendale a.a.O.: S. 51.

(17) Wall, Steve: Töchter der Weisheit. Gespräche mit indianischen Frauen. München 1997, S. 168.

(18) Bereits 1947 war vom legalen Stammesrat, dem Langhaus und dem Häuptlingsrat des Irokesenbundes ein gemeinsames Sechs-Punkte-Reformprogramm vorgelegt worden, das an erster Stelle die Rückkehr zur irokesischen Regierungsform verlangte. Vgl. Alfred a.a.O, S. 61.