anarchismus

“Eilhardshof” gekauft!

Generationsübergreifendes Wohnprojekt startet nach drei Jahren Vorbereitung mit dem Umbau

| Horst Stowasser

Vor genau einem Jahr haben wir in der GWR das Projekt "Eilhardshof" in Neustadt an der Weinstraße vorgestellt. Am 1. April wurde nun der Kaufvertrag unterschrieben. Jetzt kann mit der Umsetzung eines generationsübergreifenden Wohnprojekts begonnen werden, das menschenwürdiges, solidarisches und selbstbestimmtes Leben in gegenseitiger Hilfe für Menschen aller Altersstufen modellhaft verwirklichen will. Der Startschuss für den Umbau ist gefallen.

Noch am Tag der Schlüsselübergabe stapften die Mitglieder der Baugruppe mit unserem Architekten, Handwerkern aus dem Freundeskreis des Projektes, einem wandernden Schreinergesellen und etlichen freiwilligen Helferinnen und Helfern über das Gelände, um zu messen, zu planen, zu diskutieren. Wir haben nämlich keine Zeit zu verlieren: Der Umbau muss ohne Verzug beginnen, denn in zwei Jahren wollen wir fertig sein. Nicht nur, weil dies im Finanzkonzept so vorgesehen ist, sondern auch, weil die Eilhardshöfler es gar nicht abwarten können, endlich in ihr Wohnprojekt einzuziehen.

Solidarität versetzt Berge

Ein libertäres Großprojekt mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Millionen Euro – als wir vor drei Jahren starteten, haben wir das für pure Utopie gehalten.

Inzwischen haben wir gelernt, dass Sätze wie “Solidarität versetzt Berge” nicht nur schöne Sprüche sind, sondern tatsächlich funktionieren. Auf der Basis des Finanzierungskonzepts des Freiburger Mietshäusersyndikats, dem wir angehören, und des fairen Engagements der Nürnberger Umweltbank haben wir einen großen Teil der Finanzierung durch sogenannte “Direktkredite” aufgebracht, die uns viele Menschen gewährt haben, die dieses Projekt unterstützen wollen.

Menschen jeden Alters, aller sozialer Schichten und unterschiedlicher weltanschaulicher Überzeugungen: Ein beeindruckendes Zeugnis für die Kraft der Solidarität, wenn nur genügend Menschen ihren kleinen Beitrag für eine große Vision bündeln.

Bei aller Euphorie ist uns klar, dass die kommenden zwei Jahre noch große Herausforderungen für uns bedeuten werden. Der Umbau eines alten, denkmalgeschützten Ensembles aus fünf Häusern zu einem barrierefreien, sozial zugeschnittenen und ökologisch vertretbaren Wohnprojekt wird noch viele Überraschungen und Probleme für uns bereithalten. Aber auch hier zeichnet sich bereits eine große Welle von Hilfsangeboten ab – Menschen, die mit Herz und Hand bei den Bauarbeiten dabei sein wollen.

Auch das Ziel, im Laufe dieses Jahres mindestens 600.000 Euro über Direktkredite zu finanzieren, scheint in greifbare Nähe gerückt. Bereits im April war hierfür etwa die Hälfte geflossen oder zugesagt.