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Hartz 5 – ein Roman

| Ralf Burnicki

Peter Hetzler: Hartz 5 - ein Hartz IV-Roman, 153 Seiten, Paperback, 9,90 Euro, ISBN 978-3-7322-3790-6, BoD, www.peter-hetzler.net/hartz5

Dies ist die Geschichte einer Gruppe von Hartz IV-BezieherInnen, die es zwar so nicht gab, die es aber allerorts geben könnte. Es ist die Geschichte von SanSan und ihren FreundInnen, die die Erwerbsloseninitiative “Hartz 5” gründen, weil sie die Nase voll haben von Herabwürdigungen und Willkürmaßnahmen der Arbeitsagentur, von behördlichen Kontroll- und Spähmaßnahmen, von Zahlungskürzungen und Schikanen, die sich AmtsträgerInnen einfallen lassen, um sich in einer hierarchischen Gesellschaft aufzuspielen.

Die Gruppenmitglieder von “Hartz 5” nehmen sich gegenseitig so, wie sie sind, werden politisch aktiv und wachsen nicht nur an ihren Erfahrungen, sondern gewinnen durch direkte Aktionen ihre Würde zurück, die ihnen die politische Ordnung versagt. Sie initiieren Gegenöffentlichkeit, beraten andere Hartz IV-EmpfängerInnen, entlarven eine Welt der Scheinpraktika, die vor allem den KapitalistInnen nützt, und sie zeigen bei Veranstaltungen auf die Borniertheit der Politik. Wie dies im Einzelnen vor sich geht, soll hier nicht vorweggenommen werden, jedoch fällt es leicht, sich von der zugänglichen Erzählsprache des Autors Peter Hetzler überallhin mitnehmen zu lassen. Dem Verfasser gelingt es in diesem “Faction”-Roman (der also solcher Fakten mit Erfundenem verbindet), die tiefsitzende hierarchische Struktur unserer Gesellschaft am Beispiel der Erfahrungswelt Hartz IV-Betroffener zu veranschaulichen. Sein flüssig geschriebener Roman zeigt aber ebenso eindrucksvoll, dass es Perspektiven abseits politisch erwünschter Ohnmachtsverhältnisse gibt, dass “Maul-halten” gegenüber Staat und Kapital keine wirksame Hilfe ist, und dass Befreiung auch Lust und Laune machen kann, nämlich dann, wenn sie gemeinsam mit anderen geschieht. Dass diese Botschaft nicht plakativ daherkommt, sondern sich im Laufe des Lesens quasi von selbst ergibt, macht diesen Roman nicht nur politisch sondern auch literarisch empfehlenswert.