Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist erstaunlich, wer alles die GWR liest: nicht nur BewegungsaktivistInnen, sondern auch RedakteurInnen z.B. von den TV-Magazinen Monitor, Panorama, Polylux, … Mitten im Sommerloch hat eine Redakteurin der ZEIT bei uns angerufen, weil sie der Lebenslaute-Artikel aus der GWR 290 (Juni 2004) offenbar dazu inspiriert hat, einen ZEIT-Artikel zum gleichen Thema zu schreiben. Gerne hätte sie Fotos nachgedruckt.

In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 18. Juni 2004 (S. 55) wird die GWR in dem Artikel „‚Bürger beobachten Petunien‘: Kleine Chronik des Protests gegen Freilandversuche“ erwähnt: „Anfangs kamen die Feldzerstörer meist des Nachts. In einem Artikel der Zeitschrift Graswurzelrevolution aus dem Jahr 1998 resümierte ein Autor jedoch, die Resonanz auf solche anonymen Aktionen sei ‚im Ganzen nur noch gering‘. Statt im Schutz der Dunkelheit Felder zu zerstören, solle der Protest künftig lieber in Form von Happenings stattfinden. Die örtliche Bevölkerung müsse vermehrt zu ‚zivilem Ungehorsam‘ ermuntert werden.“

Im Wahrschauer Nr. 48, „Magazin für Gegenkultur mit CD“ (Sommer/Herbst 2004) wird die GWR-Berichterstattung zum Europäischen Sozialforum in Florenz 2002 kritisiert:

„Die anarchistische Monatszeitschrift Graswurzelrevolution druckte Berichte über das Forum ab, in denen nicht eine Aktion der anarchistischen Bewegung genannt wurde.“ (S. 110)

Schön, dass Jahre nach Erscheinen noch auf Texte aus unserer Zeitschrift reagiert wird.

Viel Feind, viel GWR?

Gruselig wird es, wenn wir den Blick in den Polit-Sekten-Sumpf werfen. Wenn die rechtsextreme Junge Freiheit der GWR „holzschnittartigen Antifaschismus“ vorwirft, können wir das als Kompliment auffassen. Nicht neu ist auch, dass „Antideutsche“ die Solidaritätsarbeit der GWR für israelische KriegsdienstverweigererInnen als „antisemitisch“ diffamieren. Im Sommer 2003 drohte die Rechtsanwältin des „antideutschen“ Blatts Bahamas uns mit juristischen Schritten aufgrund des Artikels: „Die Freude der richtigen Seite. Die ‚antideutsche‘ Ideologie ist an Hegemonie- und Herrschaftskritik nicht interessiert“ (GWR 279, Mai 2003, S. 8). Vor diesem Hintergrund ist es interessant, dass ausgerechnet die GWR nun in der Tageszeitung junge Welt mit der – den US-Krieg propagierenden – Bahamas gleichgesetzt wurde: „Einige Gruppen, die sich selbst zur Linken zählen, erklärten bereits, diese Konferenz zu attackieren. (…) Ähnliches wird in einem Artikel der Zeitschrift Graswurzelrevolution verbreitet. Sogenannte antideutsche Gruppen, bekannt für ihre Befürwortung der US-amerikanischen und israelischen Politik, drohen gar, ‚das Recht auf Selbstverteidigung des Staates Israel gegen die Teilnehmer der Konferenz Stop the wall! zu verteidigen.'“ (http://www.jungewelt.de/2004/06-02/015.php)

Realsatiriker ist Günter Ackermann, Mitglied des Duisburger Friedensforums. Der bekennende Stalinist greift in der „Kommunistischen Internet-Zeitung“ (http://www.kommunisten-online.de/Diversanten/schober.htm) den GWR-Autor Alfred Schobert und weitere Mitarbeiter des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS) als „prozionistisch“ an. Er vermutet hinter dem DISS „israelische Regierungskreise“, eine „zionistische Verschwörung“ bzw. den „Mossad“. Die „Graswurzelrevolution“ sei „die Zeitung der Edelanarchisten. Dieses Blatt ist, wie alle Anarchisten, antimarxistisch und antikommunistisch.“

Na, wenn die „Zeitung der Edelanarchisten“ (danke für das Lob!) vom Mossad bezahlt wird, dann ist unsere Zukunft ja gesichert, und wir können auf die Unterstützung durch Guido Westerwelles Spaßpartei (G.W.S.) verzichten. Die Elfenbeintastatur, die Bürogarnitur aus Giraffenleder sowie die fünfstelligen Monatsgehälter und Dienstlimousinen der GWR-Chefetage werden ab sofort also nicht mehr, wie noch in der 1. April-GWR 288 behauptet, durch die FDP finanziert, sondern durch den israelischen Geheimdienst. Helau!