Frauenhandel

Emma Goldman zum Thema Prostitution

 401 september 2015 Emma Goldman (1910)

Amnesty International (ai) hat im August 2015 in Dublin beim International Council Meeting (ICM) einen Beschluss zum Umgang mit Prostitution getroffen. Die Menschenrechtsorganisation will sich künftig für die Entkriminalisierung der Prostitution weltweit einsetzen. Die EMMA-Herausgeberin Alice Schwarzer äußerte sich empört: "Amnesty will Zuhälter schützen." Die Entscheidung sei "das unrühmliche Ende einer Menschenrechts-Organisation". Anders Johanna Weber, politische Sprecherin des Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen: "Wir brauchen mehr Rechte, denn das ist unser Schutz, und keine Verbote." Ähnlich wie Weber äußerte sich u.a. der Deutsche Frauenrat. Amnesty International argumentiert, man habe vor dem Beschluss viele Betroffene angehört und drei Jahre zum Thema Sexarbeit recherchiert. Dabei habe sich herausgestellt, dass Prostituierte in Ländern, in denen das Gewerbe verboten ist, in stärkerem Maße von Gewalt und Ausbeutung betroffen seien als in Ländern, in denen Prostitution legal sei. Die ai-Entscheidung sorgte für eine Belebung der Diskussion um ein Thema, das auch in der GWR kontrovers diskutiert wurde. Mit Kerstin Wilhelms Artikel "Prostitution zwischen Arbeit und Missbrauch" begann im Dezember 2013 in der Graswurzelrevolution Nr. 384 eine kritische Auseinandersetzung mit dem von Alice Schwarzer lancierten "Appell gegen Prostitution". Mit zig weiteren, kontroversen Beiträgen unter anderem von Antje Schrupp, Luzie Morgenstern, Snowman, Rosen Hicher, Elke Steven, Marita Blauth, Manuela Schon, Dju und Kerstin Wilhelms wurde die Diskussion seitdem in der GWR vertieft. Einen immer noch aktuellen, den Horizont erweiternden Blick auf das Thema bietet ein im deutschsprachigen Raum kaum bekannter Beitrag der Anarchistin Emma Goldman (1869-1940). Ihr Artikel erschien 1910 unter dem Titel "The traffic in woman" in der von ihr in den USA herausgegebenen anarchistischen Zeitschrift "Mother Earth". Ins Deutsche übersetzt hat ihn Katja Rameil für den 2014 im unrast-Verlag erschienenen, sehr lesenswerten, aber bisher kaum verbreiteten Sammelband "Emma Goldman. Anarchismus und andere Essays". Wir danken dem unrast-Kollektiv für die Nachdruckerlaubnis. (GWR-Red.) Weiterlesen

Dominique Strauss-Kahn und sein „Material“

Über patriarchale Machtpolitiker, Klassenjustiz und Prostitution

 398 april 2015  Wallflower

Vom 2. bis zum 18. Februar 2015 fand in Lille/Nordfrankreich der sog. "Carlton"-Prozess gegen Dominique Strauss-Kahn, den ehemaligen Chef des Internationalen Währungsfonds und designierten Präsidentschaftskandidaten der "Sozialistischen Partei" für 2012 sowie dreizehn seiner Mitstreiter wegen "schwerer Zuhälterei" in den Jahren 2008-2011 statt. In aller Öffentlichkeit sagten dabei Ex-Prostituierte über die ihnen von diesem Machtpolitiker angetane sexuelle Gewalt aus. Die französische Klassenjustiz, die bisher Prozesse gegen die politische Klasse Frankreichs, wie in zahllosen Korruptionsprozessen gegen Sarkozy bewiesen, noch immer eingestellt hat, ist sich auch bei diesem Prozess treu geblieben. Und das ist ein Hauptargument gegen Gesetzesverschärfungen bei der Prostitution. Weiterlesen

Versklavte Frauen, freie Männer?

 387 märz 2014 Elke Steven

Mit Kerstin Wilhelms Artikel "Prostitution zwischen Arbeit und Missbrauch" begann im Dezember 2013 in der Graswurzelrevolution Nr. 384 eine kritische Auseinandersetzung mit dem von Alice Schwarzer lancierten "Appell gegen Prostitution". Mit vier kontroversen Beiträgen von Antje Schrupp, Luzie Morgenstern, Snowman und Rosen Hicher wurde die Diskussion im Februar in der GWR 386 vertieft. Daran knüpft der folgende Kommentar von Elke Steven (Komitee für Grundrechte und Demokratie) an. (GWR-Red.) Weiterlesen