Gemeinschaften im Aufbau

Garífuna in Honduras eignen sich ihr angestammtes Land wieder an

 479 mai 2023 Steffi Wassermann

Die afro-indigenen Garífuna leben seit Ende des 18. Jahrhunderts an der Küste Zentralamerikas, die meisten von ihnen an der honduranischen Karibikküste. In einigen Gemeinden sind die eigene Sprache und Traditionen noch lebendig. Doch auf dem angestammten Land haben sich Tourismus und reiche Ausländer:innen breitgemacht. Weiter im Landesinneren erstrecken sich unendliche Ölpalmenplantagen. Seit einigen Jahren haben die Garífuna nun begonnen, sich ihr Land wieder anzueignen. Sie gehen ein hohes Risiko ein, denn Honduras gilt als eines der gefährlichsten Länder für Landrechts- und Umweltaktivist:innen. Weiterlesen

„Mit dem Essen kommt der Appetit“

Stimmen von Israelis, die vor der Gründung Israels nach Palästina eingewandert waren

 478 april 2023 Robert Krieg

Seit Monaten demonstrieren in Israel zigtausende Israelis gegen die Pläne der ultra-rechten Regierung unter Benjamin Netanjahu. Allein am 5. März 2023 sind 250.000 Israelis auf die Straße gegangen. Die Regierungskoalition will die israelische Demokratie in ein autokratisches System umwandeln. Die Gewaltenteilung soll durch eine Justizreform abgeschafft werden, auch um die vielen Strafverfahren wegen Korruption gegen Netanjahu abzublocken. Seine Regierung plant mehr Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten, was die Wut vieler Palästinenser*innen vergrößern und zu weiterer Gewalt führen wird. Am 1. März 2023 hat das israelische Parlament ein Gesetzesvorhaben für die Einführung der Todesstrafe auf den Weg gebracht. 55 von 120 Knesset-Abgeordneten stimmten für den Entwurf, den eine Abgeordnete der rechtsextremen Koalitionspartei Ozma Jehudit eingebracht hatte. Neun Abgeordnete stimmten dagegen, der Rest enthielt sich oder war abwesend. Israel auf dem Weg Richtung Autokratie? Wie konnte es soweit kommen? Eine Frage, die sich auch der Filmemacher Robert Krieg stellt. (GWR-Red.) Weiterlesen

Zeichen einer Regimekrise

Frankreich: Massenstreik gegen Macrons Rentenreform

 478 april 2023 Fabien Escalona, Romaric Godin

Am 7. März 2023 kam es in Frankreich zum insgesamt 6. Streiktag der Kampagne gegen die Rentenreform Macrons, nach der das Renteneinstiegsalter von 62 auf 64 Jahre erhöht werden soll. Mit rund 1,4 Millionen Beteiligten landesweit war es die bestbesuchte Mobilisierung bis dahin. Die ersten Streiktage dienten nur der Vorbereitung auf den nun beginnenden „grève reconductible“ (fortlaufenden Streik), der nicht mehr nur auf einen Tag beschränkt werden soll und in einem Kräftemessen die Entscheidung mit Macrons Regierung suchen will. Schon ab Montag, 6. März, waren Raffinerien blockiert worden, ab Dienstag wurden Züge und Flüge bestreikt, flankiert von Demos mit mehreren Hunderttausend Demonstrant*innen in 265 Orten Frankreichs. Beschäftigte der Müllabfuhr streikten; Gymasiast*innen und Student*innen in Hunderten von Institutionen verhinderten den Unterricht. Es gibt eine „intersyndicale“, ein breites Bündnis von acht französischen Gewerkschaften, das seit einigen Wochen zusammenhält. Hier folgt eine Analyse der alternativ-linken Medienplattform „Mediapart“, warum Macron durch seine gegen den Willen von 70 % der Bevölkerung und ohne parlamentarische Mehrheit autokratisch verabschiedete Rentenreform eine Regimekrise riskiert. (GWR-Red.) Weiterlesen

„Es geht um Selbstbestimmung“

Solidarität mit der revolutionären Bewegung im Iran. Ein Gespräch mit den Feministinnen Shouresh und Alexandra

 478 april 2023 Interview: Bernd Drücke

Die neue Radio-Graswurzelrevolution-Sendung zum Iran kann jetzt in der NRWision-Mediathek gehört werden, inklusive Musik. ((1)) Wir veröffentlichen Auszüge aus dem Gespräch, das GWR-Redakteur Bernd Drücke Ende Februar 2023 mit den Feministinnen Shouresh und Alexandra geführt hat. (GWR-Red.) Weiterlesen

Internationaler Haftbefehl für Pınar Selek

Aufruf für eine internationale Protestdelegation zum Prozess am Istanbuler Strafgerichtshof, 31. März 2023

 477 märz 2023 Lou Marin

In der GWR 471 vom September 2022 berichteten wir über die langjährige Verfolgung von Pınar Selek durch den türkischen Staat. Die queer-feministische gewaltfreie Anarchistin (so ihre Selbstbezeichnung bei Vorträgen) lebt heute im französischen Exil in Nizza. Inzwischen gibt es eine neue Etappe in der endlosen Verfolgungsgeschichte gegen sie: Weiterlesen

Was geschieht in Myanmar?

Die burmesische Revolution: Zwischen Bürgerkrieg und gewaltfreiem Widerstand

 477 märz 2023 Daniel Korth

Nachdem das burmesische Militär die massenhaften Proteste im Anschluss an den Putsch vom 1. Februar 2021 niedergeschlagen hatte, verschwand das südostasiatische Land wieder aus den deutschen Nachrichten. In der Berichterstattung hat die Gewalt über den gewaltfreien Widerstand triumphiert. Ein Trugschluss. In Wirklichkeit kontrolliert die Militärregierung unter General Min Aung Hlaing weniger als ein Viertel des Landes, die Bevölkerung leistet bewaffneten und gewaltfreien Widerstand und es hat sich eine Gegenregierung aus Abgeordneten des aufgelösten Parlaments gebildet. Der Militärputsch hat eine Revolution ausgelöst, die das Land endlich von der Herrschaft des Tatmadaw befreien will. Daniel Korth schreibt für die Graswurzelrevolution über die Lage in Myanmar. (GWR-Red.) Weiterlesen

Solidarität mit Pınar Selek!

Am 21. Juni in der Türkei zu Lebenslänglich verurteilt

 471 september 2022 Redaktion „Silence“

Am 21. Juni 2022 verurteilte der Oberste Gerichtshof der Türkei die queerfeministische gewaltfreie Anarchistin Pınar Selek (geb. 1971) in Abwesenheit zu lebenslänglicher Haft. 
Die französische gewaltfrei-radikalökologische Zeitschrift „Silence“, deren Mitherausgeberin sie ist, solidarisiert sich mit ihr und kritisiert öffentlich eine inakzeptable Rechtsbeugung. Wir blicken hier kurz auf ihren Lebenslauf zurück und schlagen Möglichkeiten vor, sie zu unterstützen. (GWR-Red.) Weiterlesen

Wem nützt das Morden in Westpapua?

„War on West Papua“ dokumentiert die Verflechtungen der Rüstungsindustrie

 476 februar 2023 Zelda Grimshaw

Traumstrände, Korallenriffe, atemberaubende Gebirgslandschaften, der letzte intakte tropische Regenwald Asiens, eine ungeheure Artenvielfalt und eine naturverbunden und staatslos lebende indigene Bevölkerung: Westpapua könnte ein Inselparadies sein. Die Realität sieht anders aus: Wegen seiner Bodenschätze – auf Westpapua befindet sich unter anderem die größte Goldmine der Welt – ist das Land seit Jahrhunderten Gegenstand internationaler Begehrlichkeiten, wird besetzt und ausgeplündert. Seit den 1960er-Jahren steht Westpapua unter indonesischer Herrschaft. Bereits zarteste Ansätze von Protest oder alternativer Wirtschaftsorganisation werden mit brutaler Gewalt und Staatsterror beantwortet. Wie europäische und US-amerikanische Rüstungskonzerne davon profitieren, analysiert die internationale Initiative „War on West Papua“. Gemeinsam mit Organisationen wie „Rheinmetall entwaffnen“ suchen die Aktivist*innen nach Wegen, Waffenexporte zu verhindern und das Morden zu beenden. (GWR-Red.) Weiterlesen