libertäre buchseiten

Der Schwimmer im Sturm

Zwei Neuauflagen von John Henry Mackay

| Jochen Knoblauch

John Henry Mackay: Sturm. Gedichte. Espero Berlin / Hamburg 2001 / 108 S. / Pb. / 13 €

John Henry Mackay: Der Schwimmer. Roman. Espero Berlin/Hamburg 2002 / 190 S. / Pb. / 14 €

In Amerika feiert derzeitig der deutsche Dichter, Anarchist und Vorkämpfer in der Schwulenbewegung gegen den § 175 John Henry Mackay (1864-1933) ein Revival mit mehreren Buchveröffentlichungen. In Deutschland sorgte in den 70er Jahre die Mackay-Gesellschaft in Freiburg/Br. unter Kurt Zube dafür, das ein Großteil des Mackay’schen Werkes wieder lieferbar wurde, und Ende 2001, Anfang 2002 erschienen auch hier wieder zwei wichtige Bücher Mackays.

Als 1901 erstmals der Roman – übrigens Mackays einzigster – “Der Schwimmer” erschien war er ein Novum. Heute ist das Genre der Sportromane längst wie der Hocjhleistungssport selbst ein kommerzielles Ereignis. “Der Schwimmer” trägt noch den Untertitel “Geschichte einer Leidenschaft” und symbolisiert hier bereits die Diskrepanz zum ‘Spaß an der Sache’.

Mackay, selbst ein leidenschaftlicher Schwimmer verarbeitet hier in literarischer Form die psychologische Entwicklung eines Menschen und dessen Liebe zum Wasser, zum Schwimmsport. Rezensenten seiner Zeit hielten den Roman für das Beste in dem Genre und einige möchten ihn auch zur Weltliteratur gezählt wissen.

Ein anders wichtiges Werk – vor allem aus libertärer Sicht – ist der Gedichtsband “Sturm”. Erstmals wieder seit 1911 liegt dieses Werk hier in kompletter Form vor. Für einen Gedichtsband erlebte dieses Buch große Aufmerksamkeit. Mit seinen neun Auflagen wurden ca. 25.000 Ex. verkauft. 1888 fiel es noch unter den Bismack’schen “Sozialistengesetzen” der Zensur zum Opfer, was jedoch seiner Popularität und Verbreitung keinen Abbruch tat. Auch wurden die verschiedenen Auflagen immer wieder verändert. Gedichte wurden rausgenommen, andere hinzugefügt. Erschreckend ist wie aktuell einige der Gedichte auch heute noch klingen, wenn es z.B. um Nationalismus geht. In dem Gedicht “Heimat” heißt es etwa: Ihr klammert Euch an kleinliche Gedanken / An jenes Land, wo Zufall Euch gebar, / Und fühlt Euch wohl in seinen engen Schranken. / Ob menschlich jemals solche Liebe war?

Hier braucht Mackay den Vergleich mit den großen deutschen Dichtern wie Heinrich Heine nicht zu scheuen. Wenn sich heute junge Dichter auf das Erbe eines John Henry Mackay zurecht berufen, dann spricht das für diese Gedichte, die in keinem libertären Bücherschrank fehlen sollten.

Anmerkungen

Weitere Infos u.a. bei: www.utespero.de