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Fracking

| Fernando Schmidt

Ein US-amerikanischer Konzern pumpt jetzt schon giftige, krebserregende Chemikalien in den Boden Niedersachsens und könnte so das Grundwasser verseuchen, weitere Konzerne wollen nachziehen. Was in Frankreich verboten ist, soll in Deutschland bittere Normalität werden.

ExxonMobil, Betreiber der Esso-Tankstellen, hat in Niedersachsen schon Bohrungen bis zu 1.200 Metern Tiefe vollbracht. Das Ziel dieser Bohrungen ist die Gewinnung von Schiefergas. Dies wird mit der sogenannten „Hydraulic Fracturing“-Methode ausgeführt. Das „Fracking“ funktioniert dann so: Ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien wird in den Untergrund gepresst. Wie Exxon selbst auf der Webseite www.erdgassuche-in-deutschland.de angibt, handelt es sich dabei u.a. um krebserregendes Kohlenwasser (Benzol, Tuluol), Säuren und Pflanzengifte. Wenn diese Gifte jedoch mit Wasser in Berührung kommen, ist das Grundwasser ganzer Regionen gefährdet, davor warnen Trinkwasserversorger (1). Doch nicht nur Niedersachsen, sondern auch andere Bundesländer sind im Auge der Konzerne; so hat die Regierung von Nordrhein-Westfalen im Jahr 2005 Konzernen Förderfelder von der halben Größe des Landes (18.000 Quadratkilometer) vergeben.

Keine Aufmerksamkeit = Kein Protest

Die Gaskonzerne stoßen zwar auf Widerstand in Form von örtlichen Bürgerinitiativen, diese finden aber wenig mediale Aufmerksamkeit. Kaum eine Tageszeitung hat bislang etwas zu dem Thema geschrieben, da ist es logisch, dass es noch keine Massenproteste wie bei den Castortransporten gab.

Supergau: Trinkwasserverseuchung!

Dabei müssen wir auf die Straße gehen, denn die Konzerne verschweigen uns Pannen, wie ein Panorama-Bericht (2) zeigt. ExxonMobil sagt den ReporterInnen: „Wir fördern hier seit 50 Jahren sicher und störungsfrei Erdgas.“ Dann heißt es im Bericht: Die Fotos aus dem Sommer 2010 beweisen, dass hier aufwändig saniert wurde. Ein weiterer Hinweis auf einen Großunfall in dem Bericht: grüne Container, diese werden eingesetzt, um verseuchtes Wasser zu reinigen. Panorama findet heraus, dass eine Leitung defekt war, in der giftige Flüssigkeiten transportiert wurden. Krebserregendes Benzol und giftiges Quecksilber sind ausgetreten. Erst nach den Beweisen von Panorama gibt Exxon zu, dass es Pannen gegeben hat.

Frankreich Frackingfrei!

Dass Fracking-GegnerInnen auf keinen Fall aufgeben sollten, sondern auf die Straße gehen sollten, beweist der Fall Frankreich. Dort wurde die einzige derzeit bekannte Methode zur Förderung von Schiefergas und Schieferöl bereits verboten. Anlass waren die Proteste mit teilweise 18.000 Fracking-GegnerInnen. Die Hoffnung auf sauberes Trinkwasser bleibt.

Fernando Schmidt

(1) „Bohrungen in Deutschland“ in der Le Monde Diplomatique (Juli 2011)

(2) Panorama vom 03.05.2011