Aktionszeitung A-Feminismus

Ohne Feminismus keine Gewerkschaft

| fem*fau

Frauen und Menschen, die sich nicht in die binäre Geschlechterhierarchie einordnen lassen, werden durch das Patriarchat im Zusammenspiel mit Kapitalismus unterdrückt und abgewertet. Dadurch haben sie noch schlechtere Arbeitsbedingungen als Cis-Männer. Auch innerhalb der Arbeiter_innenklasse besteht eine geschlechterbasierte Hierarchie. Aber wo Unterdrückung ist, ist auch Widerstand – schon immer haben sich Frauen und nicht-binäre Menschen organisiert und für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen gekämpft.

Bereits in der Freie Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD), der größten anarchosyndikalistischen Gewerkschaft, die Anfang der 1920er bis zu 150.000 Mitglieder zählte, organisierten sich erwerbstätige Frauen aus verschiedenen Branchen. Der Syndikalistische Frauenbund der FAUD richtete sich auch an Hausfrauen, die für ihre Rechte in der unbezahlten Arbeit in Familie und Haushalt kämpften.

Die Freie Arbeiter_innen-Union (FAU), gegründet 1977, versteht sich als Nachfolgerin der FAUD. Anfang der 2000er fragte die FAU-Arbeitsgruppe „FAU sucht Frau“, warum es so wenige Frauen in der anarchosyndikalistischen Bewegung und in der FAU gibt. Sie stellten fest, dass eine anarchosyndikalistische Gewerkschaft, die sich ernst nimmt, sich mit dem Ineinandergreifen von Klasse, Geschlecht und ethnischer Zuschreibung auseinandersetzen muss. Sie muss patriarchale und rassistische Strukturen intern abbauen und geschlechtsspezifische und rassistische Arbeitsteilung zum Thema machen.

Nach einigen Jahren flaute „FAU sucht Frau“ ab, aber knapp 20 Jahre später gründete sich ein neuer bundesweiter feministischer Arbeitskreis in der FAU, die fem*fau. Die FAU ist in den letzten Jahren gewachsen, aber das ungleiche Geschlechterverhältnis der Mitgliederbasis bleibt Tatsache.

Die fem*fau ist ein Raum für Wissens- und Erfahrungsaustausch der feministischen AGs der lokalen FAU-Syndikate, wie auch für lokal vereinzelte Frauen und nicht-binäre Mitglieder. Der spezialisierte Arbeitskreis bietet eine erträglichere und effizientere Arbeitsumgebung als ein Raum mit überwiegend Cis-Männern, für die alltäglicher Sexismus und Feminismus leider oft noch Fremdwörter sind.

Um heute in feminisierten Branchen organisieren zu können, müssen wir uns über die für „Frauenbranchen“ typischen prekären Arbeitsverhältnisse und Diskriminierungen weiterbilden. Die Chef_innen-Etage nutzt alle zur Verfügung stehenden Herrschaftsmittel, um die Arbeiter_innen auszubeuten – so auch Sexismus gegen Frauen, trans und nicht-binäre Arbeiter_innen und Rassismus gegen migrantische und nichtweiße Arbeiter_innen. Um sich dagegen zu wehren, braucht eine Gewerkschaft entsprechende feministische und antirassistische Werkzeuge.

Die fem*fau organisiert sich nicht geschlechterseparatistisch, aber als Gewerkschaftsstruktur konsequent separatistisch von Chef_innen. Auch wenn weibliche Vorgesetzte ebenso durch Sexismus benachteiligt werden, kann deine Chefin nie deine Verbündete sein. Denn sie vertritt in einem Konflikt im Betrieb grundsätzlich entgegengesetzte Interessen. Organisiert euch in Basisgewerkschaften!

 

fem*fau

Kontakt: femfau-kontakt@fau.org

www.fau.org