Am 2. und 3. Oktober 2021 hält die jährliche New York City Anarchist Bookfair (ABF) wieder ein vielfältiges Programm bereit, darunter erstmals eine große Zahl von Onlineveranstaltungen, die Anarchist*innen weltweit die Teilnahme ermöglichen. Außerdem kann die ABF ihren 15. Geburtstag feiern. Zu diesem Jubiläum wollten wir nicht nur einen herzlichen Glückwunsch an das Projekt senden, sondern auch die Gelegenheit für ein Interview nutzen. Silke sprach für die GWR mit einem Mitglied der Orga-Gruppe über die Geschichte und Gegenwart der Anarchistischen Buchmesse. (GWR-Red.)
GWR: In diesem Jahr findet die 15. New York City Anarchist Bookfair statt. Kannst du ein paar Worte dazu sagen, wie das Projekt begann und wie es sich entwickelte?
ABF: Die ABF wurde 2007 ins Leben gerufen und findet seitdem jährlich statt. Sie bietet Tausenden von Anarchist*innen (und Interessierten), queeren Menschen, Künstler*innen, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen den Raum, ihr Wissen zu teilen und über anarchistische Geschichte, Theorie, Praxis und den allgemeinen Kampf für die umfassende Emanzipation aller zu lernen. Wir sind Gastgeber*innen für Verleger*innen, Redner*innen, Aktivist*innen, Künstler*innen und andere Revolutionär*innen. In früheren Jahren hatten wir bereits das Glück, dass Leute wie Lenny Foster, David Graeber und Ashanti Alston auf unseren Podien gesprochen haben.
Wie ist die Buchmesse organisiert? Welche Art von Workshops, Panels, kulturellen Veranstaltungen usw. gibt es?
Die Buchmesse findet normalerweise in einer Kirche in der Nähe des Washington Square Park statt. Aufgrund von Covid mussten wir nach draußen in einen Gemeinschaftsgarten umziehen, was neue logistische Herausforderungen, aber auch spannende Möglichkeiten mit sich bringt. Die Workshops und Podiumsdiskussionen sind immer vielfältig, und die Inhalte reichten von Themen wie Selbstverteidigung und Militärstrategie bis hin zu den revolutionären Möglichkeiten von Queerness und psychischer Gesundheit! Derzeit sind wir noch dabei, die Workshops und Verkaufsstände zu organisieren, hoffen aber, dass wir bis zum 15. September eine verlässliche Liste haben werden.
Die diesjährige Orga-Gruppe ist interessant, weil wir aus verschiedenen Bereichen kommen: Einige von uns organisieren die Anarchist Bookfair schon seit vielen Jahren, andere sind noch in der High School!
Was hat sich durch die Pandemie verändert?
Wir müssen uns einerseits mit den Herausforderungen auseinandersetzen, die eine Veranstaltung im Freien mit sich bringt, z. B. was tun, wenn es regnet? Wie kommen wir an Strom? Und wie sieht es mit der Sicherheit aus? Wir müssen auch lernen, wie wir online arbeiten können, um virtuelle Workshops und Diskussionsrunden zu veranstalten, damit auch unsere internationalen Mitstreiter*innen teilnehmen können. Andererseits ist der Gemeinschaftsgarten, den wir nutzen werden, wirklich schön und bietet den perfekten Ort für die Buchmesse. Trotz dieser Herausforderungen sind wir zuversichtlich, dass alles gut gehen wird!
Wie sind das Konzept und Programm der Anarchist Bookfair im Oktober?
In diesem Jahr besteht die ABF aus zwei Teilen. Am 2. Oktober wird es eine Buchmesse in Präsenz geben. Das diesjährige Thema lautet „Zero Money = Live in Mutual Aid“ (dt. Null Geld = Leben in gegenseitiger Hilfe), wobei es im Wesentlichen um alternative Wirtschaftssysteme geht, die nicht auf Geld angewiesen sind, und um die Möglichkeiten, wie wir alle Finanzsysteme überwinden können. Die ABF widmet sich außerdem der Solidarität mit inhaftierten und kämpfenden Anarchist*innen.
Der zweite Teil ist eine Reihe von Podiumsdiskussionen, die am 3. Oktober online stattfinden und von uns und Kuñangue Aty Guasu organisiert werden, der Versammlung der Guarani- und Kaiowá-Frauen im heutigen „Brasilien“. Wir sind uns auch bewusst, dass wir uns inmitten eines entscheidenden Moments für die Zukunft aller indigenen Völker in Brasilien und der Menschheit selbst befinden, da die idiotische Regierung in Brasilien versucht, das Gesetz PL 490 [ein neoliberaler Gesetzentwurf, der die ohnehin minimalen Rechte der indigenen Bevölkerung faktisch zerschlagen soll; Anm. d. Red.] voranzutreiben, das effektiv den Genozid legalisieren wird.
Es ist großartig, dass es dieses Mal möglich ist, auch online teilzunehmen, besonders für Menschen, die in anderen Ländern leben. Wie können Anarchist*innen und andere Interessierte teilnehmen?
Der Online-Aspekt ist wirklich großartig! Obwohl es ein bisschen schwierig sein kann, hilft es uns wirklich, unsere Reichweite zu vergrößern und gleichzeitig jeder*m eine sichere Teilnahme zu ermöglichen, ohne dabei restriktiv zu sein. Jede*r von überall her ist mehr als willkommen, sich im La Plaza Community Garden in New York zu treffen, solange er*sie kein*e Faschist*in, Rassist*in, Sexist*in, homophob, transphob, xenophob, ein allgemeines Arschloch oder Polizist*in ist (nicht, dass es da einen Unterschied gäbe). Wir hoffen, dass wir einen sicheren Raum für interkulturelle Interaktion und das Entstehen neuer Freundschaften und sozialer Beziehungen bieten können, die auf Solidarität und nicht auf Beherrschung und Ausbeutung beruhen (wie es im Kapitalismus der Fall ist).
Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch eine erfolgreiche Vorbereitung und viele Teilnehmer*innen an den spannenden Veranstaltungen!
Interview und Übersetzung: Silke
Nähere Informationen und das Programm sind zu finden unter: https://anarchistbookfair.net