In den letzten Monaten haben Massenmedien und Politiker:innen gewaltfreie Aktionen als „Klimaterrorismus“ diffamiert. Ein Beispiel für die mit dieser Hetze in Zusammenhang stehende Kriminalisierung ist Sonja Manderbach. Sie hatte sich an Protesten der Letzten Generation beteiligt und gegen die darauffolgenden Strafbefehle Einspruch eingelegt. Am 10. Januar 2023 hat das Amtsgericht Tiergarten sie zu 300 Tagen Haft verurteilt. Ihr und allen inhaftierten Aktivist:innen gehört unsere Solidarität! (1)
Die Räumung von Lützi hat gezeigt, dass die real existierenden Klimaterrorist:innen in der Konzernzentrale von RWE, in den Parteien und Regierungen sitzen.
Der diffamierenden Medienkampagne und einem riesigen Polizeiaufgebot der Staatsgewalt zum Trotz, haben am 14. Januar rund 35.000 Menschen den Weg nach Lützerath gefunden und gegen die Zerstörung des instandbesetzten Dorfes und die Braunkohleabbaupläne von RWE und Co. demonstriert. Die skrupellose Politik der schwarz-grünen NRW-Landesregierung und der rot-gelb-grünen Bundesregierung, die angesichts der Klimakatastrophe nichts Besseres zu tun haben, als die Pläne zur Profitmaximierung des größten Klimakillers Europas mit Polizeigewalt durchzusetzen, ist lehrreich. Nun dürfte auch den letzten Fridays-for-Future-Aktivist:innen, die noch Hoffnungen auf die Grünen gesetzt haben, klar geworden sein, dass diese Partei bereit ist, für ein paar Pöstchen in der Regierung jedes Verbrechen auch an der Zukunft kommender Generationen mitzutragen. Wie zuvor schon die brutale Räumung von Hambi, der widerständigen Baumhausbesetzung im Hambacher Forst, ist auch die Zerstörung von Lützi ein Symbol für den Machthunger von Regierungen und Konzernen, die die eigenen Profitinteressen über eine lebenswerte Zukunft und die notwendige Eindämmung der Klimakatastrophe stellen. Das Ziel des Kapitalismus ist Profit und in letzter Konsequenz die Vernichtung der Lebensgrundlagen der Menschheit.
Der „Sieg“ der RWE-Klimaterroristen ist eine drohende Verschärfung der Klimakatastrophe und eine Niederlage für kommende Generationen. Die rot-gelb-grün-schwarze Koalition hat durch die Lützi-Räumung der Weltgesellschaft eindrücklich demonstriert, dass ihr Versprechen vom Einhalten des 1,5-Grad-Zieles eine Lüge ist.
In diesem Sinne hat Lützi zur Politisierung vieler Menschen beigetragen, denen die Augen geöffnet wurden, die durch die Geschehnisse aufgeklärt wurden über Macht- und Herrschaftsverhältnisse.
Viele Menschen haben in Lützerath erlebt, dass gewaltfreier Widerstand sich lohnt und Spaß macht. Noch ist die Kohle unter Lützi nicht abgebaut und verbrannt!

Der Kampf geht weiter!

Die Geschichte zeigt, dass emanzipatorische, soziale Bewegungen politischen Wandel von unten durchsetzen können, wenn sie sich nicht demotivieren lassen.
Ich denke, dass Lützi für den Kampf um Klimagerechtigkeit ähnlich bedeutend sein könnte wie die Republik Freies Wendland bzw. das Hüttendorf 1004 in Gorleben für die Anti-AKW-Bewegung. Das Hüttendorf 1004 entstand im April 1980 auf der Tiefbohrstelle 1004, die von Atomkraftgegner:innen besetzt wurde, um den dort geplanten Bau eines „Entsorgungsparks“ mit Atommüllendlager und Wiederaufbereitungsanlage (WAA) zu verhindern. Am 3. Mai 1980 wurde die Republik Freies Wendland ausgerufen. Sie bestand 33 Tage. Bis zu 5.000 Aktivist:innen versuchten dort eine selbstorganisierte, ökologische und basisdemokratische Utopie zu verwirklichen, bevor das Hüttendorf am 4. Juni 1980 von über 6.000 Bundesgrenzschutz- und Polizeibeamt:innen geräumt wurde. Nach der Räumung und Zerstörung des Hüttendorfes konterten Anti-Atom-Aktivist:innen: „Lasst 1004 Türme blühen. Turm und Dorf könnt Ihr zerstören, aber nicht unsere Kraft, die es schuf!“
Dank eines langen Atems behielten sie recht. Weder die WAA noch das Endlager konnten gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt werden. Die Räumung war also ein Pyrrhussieg für die Atomlobby.
Sorgen wir dafür, dass Lützi ein Pyrrhussieg für RWE und Co. wird. System Change, Not Climate Change!

(1) Infos: www.letztegeneration.de