Beiztragfrankreichiii

Frankreich: Blankoscheck für Polizeibrutalität

Der Artikel 24 eines neuen „globalen Sicherheitsgesetzes“ verbietet die filmische Verbreitung polizeilicher Gewalteinsätze

 455 januar 2021 Lou Marin

Die von Aktivist*innen gefilmten und ins Netz gestellten Aufnahmen des Polizeimordes an George Floyd waren für die anschließende antirassistische Massenbewegung in den USA enorm wichtig. Die Bewegung schwappte nach Europa über und führte in Frankreich zur öffentlichen Anprangerung von Granatenschüssen auf Gelbwestenaktivist*innen und zur nachträglichen Skandalisierung etwa des Mordes am Warenauslieferer Cédric Chouviat, dem bei … Weiterlesen

Beitragunschuldig

„Sie sind nicht unschuldig“

Das Urteil gegen Griechenlands Nazipartei „Goldene Morgenröte“

 453 november 2020 Ralf Dreis, Vólos

Das Oberlandesgericht Athen hat am 7. Oktober 2020 die gesamte Führung der neofaschistischen Partei Chrysí Avgí (Goldene Morgenröte) wegen Bildung und Leitung einer kriminellen Vereinigung verurteilt. Direkt nach der Urteilsverkündung griff die Polizei tausende antifaschistische Demonstrant*innen mit Tränengas, Wasserwerfern und Knüppeln an. Weiterlesen

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Territorien des Widerstands

Brasilien: Anarchistische Bewegungsarbeit in Rio de Janeiros Favelas zu Corona-Zeiten

 454 dezember 2020 Timo Bartholl, Interview: Mareen Butter

Die Armenviertel Brasiliens sind nach der stacheligen Kletterpflanze Favela benannt. ((1)) Timo Bartholl lebt seit 2008 in den Favelas der Maré in Rio de Janeiros Nordstadt, wo er im Rahmen des Kollektivs Roça! in einem kleinen Stadtteilladen an Basisarbeit beteiligt ist. Wissenschaftlich knüpft er an diese Erfahrungen an und begleitet Prozesse sozialen Widerstands in Favelas im Rahmen seiner Untersuchungen, wie etwa in der Forschung zu seiner Doktorarbeit in Geographie an der UFF/Niterói, eine öffentliche Universität, an der er auch aktuell als Professor aktiv ist. Politisch verortet sich Bartholl als basisbewegter Anarchist und ist unter anderem in der Gruppe „Institut für Libertäre Studien“ (Instituto de Estudos Libertários - IEL) ((2)) aktiv. In Brasilien sind von März bis Anfang November 2020 bereits mehr als 160.000 Menschen an den Folgen der vom faschistischen Staatschef Bolsonaro kleingeredeten Covid-19-Pandemie gestorben. Mareen Butter sprach mit Timo Bartholl für die GWR über Widerstandsarbeit in Rio de Janeiros Favelas zu Corona-Zeiten, über Unterschiede zwischen sozialen Basisbewegungen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und über Machtverhältnisse in Nord-Süd-Partnerschaften. (GWR-Red.) Weiterlesen

Beitragfiredii

„You are fired“

Eine US-Wahlnachlese aus gewaltfrei-anarchistischer Sicht

 454 dezember 2020 Johann Bauer

Viele von uns haben in „Staatsbürgerkunde“ oder „Gemeinschaftskunde“ erörtert, wie bedenklich niedrig die Wahlbeteiligung in den USA sei, Zeichen einer entpolitisierten Konsumgesellschaft oder Gefahr für die Demokratie, die durch Desinteresse ins Koma fallen könnte. 2020 haben sich mehr WählerInnen als je bei den Republikanern wie Demokraten registrieren lassen, Trump hatte mehr Stimmen auf sich vereinigt als irgend ein republikanischer Präsidentschaftskandidat vor ihm, über 70 Millionen, also noch zehn Millionen mehr als vor vier Jahren; Biden kommt auf etwa 78 Millionen WählerInnen, zwölf Millionen Stimmen mehr als Hillary Clinton 2016. Weiterlesen

Beitragmakedolma

Make dolma, not war!

Stoppt den Bergkarabach-Krieg in Aserbaidschan und Armenien

 453 november 2020 Rovshana

Dolma, mit Reis und Gemüse gefüllte Weinblätter, sind eine Köstlichkeit, die sowohl in Armenien als auch in Aserbaidschan verbreitet ist. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 verschärfte sich der Konflikt zwischen den ehemaligen Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien um Bergkarabach zu einem Krieg. Seit dessen Ende 1994 wird die völkerrechtlich nicht anerkannte Republik Bergkarabach im Südkaukasus zum Großteil von Armeniern kontrolliert. Seit Ende September 2020 eskaliert der durch nationalistische Propaganda beider Kriegsparteien geschürte Konflikt erneut. Befeuert wird er durch die militärische Unterstützung des türkischen Erdoğan-Regimes – und auf diese Weise auch mit Waffen aus deutscher Produktion. Aserbaidschans Despot İlham Aliyev betrachtet Armenien als „altes türkisches und aserbaidschanisches Gebiet”. Sein Waffenbruder Recep Tayyip Erdoğan unterstützt den Angriff und strebt eine Wiederauferstehung des Osmanischen Reiches an, das 1915 den Genozid an 1,5 Millionen Armeniern verübt hat. GWR-Autorin Rovshana wurde im multiethnischen Aserbaidschan geboren und lebt in Berlin. In der Graswurzelrevolution 418 erschien ihr Artikel „Frausein in Aserbaidschan. Eine soziokulturelle Analyse einer patriarchalischen Diktatur“((1)). Im folgenden Beitrag fordert sie die Menschen beider Seiten auf, sich nicht für den Krieg instrumentalisieren zu lassen, die Waffen nieder zu legen und statt Krieg lieber Dolma zu machen. (GWR-Red.) Weiterlesen