ökologie

Angereicherter Ostermarsch in Gronau und Jülich

Seit mehreren Jahren veranstalten Anti-Atomkraft-Initiativen im Münsterland am Karfreitag an der Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau Ostermärsche, um auf die militärische Brisanz der Urananreicherung hinzuweisen. Die Urananreicherung gilt als „der einfachste Weg zur Atombombe“, so der Chef der Bundes-Entsorgungskommission, Michael Sailer. Seit Ende 2016 liefert die Betreiberin Urenco auch angereichertes Uran für ukrainische AKWs, mitten ins Krisen- und Kriegsgebiet. Bei der Auswahl der Kunden war Urenco noch nie wählerisch. Bis 2011 wurde die Fukushima-Betreiberin Tepco beliefert und auch die belgischen AKW-Betreiber – bekannt durch die Pannenreaktoren Tihange und Doel – werden von Urenco mit Uranbrennstoff zur Brennelementeproduktion versorgt.

Aktuell kommt in Gronau hinzu, dass Urenco nach Auskunft des NRW-Wirtschaftsministeriums noch im ersten Halbjahr plant, die Inbetriebnahme der neuen und bundesweit ersten Uranmüll-Lagerhalle in Gronau einzuleiten. 60 000 Tonnen Uranoxid sollen hier als radioaktiver Atommüll aus der Urananreicherung zeitlich unbefristet eingelagert werden – eine sichere Entsorgung ist natürlich unklar. Deshalb befürchten die regionalen Anti-Atom-Initiativen die Entstehung eines oberirdischen Uran-Endlagers.

So wird auch in diesem Jahr am Karfreitag, 14. April, in Gronau demonstriert. Startpunkt ist um 13 Uhr am Bahnhof, Abschluss direkt an der UAA.

Stilllegungs-Gutachten und Atommacht-Fantasien

Am Karfreitag wird um 14 Uhr parallel auch in Jülich vor der Urenco-Tochter ETC eine Ostermarsch-Mahnwache stattfinden. ETC (Enrichment Technology Company) ist ein Joint-Venture mit Areva und für die Entwicklung und den Bau der militärisch so begehrten Uran-Zentrifugen verantwortlich. Wenn jetzt nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten von verschiedenen Seiten der Ruf nach einer europäischen Streitmacht oder gar einer europäischen Atommacht (wieder) lauter wird, dann spielt ETC und die Zentrifugentechnologie der Urananreicherung dabei eine wichtige Rolle. Schon vor einigen Jahren zitierte der „Freitag“ Experten, die davon ausgingen, dass in Gronau bei entsprechenden politischen Vorgaben innerhalb weniger Wochen genug Uran für eine Atombombe angereichert werden könne. ETC hält daher die Technologie am Laufen.

Mit dem gemeinsamen Ostermarsch in Gronau und Jülich wollen die Anti-Atom-Initiativen in NRW explizit auf die militärische Dimension der Urananreicherung hinweisen und gegen mögliche Atompläne und die sich abzeichnende zunehmende internationale Aufrüstung demonstrieren.

Zugleich fordern sie die sofortige Stilllegung der UAA Gronau sowie der benachbarten Brennelementefabrik Lingen. Hier gibt es derzeit unterschiedliche Signale aus dem Bundesumweltministerium. Während Ministerin Hendricks (SPD) mit aller Macht die Brennelemente-Exporte aus Lingen (z. B. für Doel, Fessenheim und Cattenom) verteidigt, hat sie sich mit der NRW-Landesregierung auf ein Gutachten geeinigt, um mögliche Wege zur Stilllegung der UAA erstmals zu Papier zu bringen. Bislang hatte Berlin kategorisch abgelehnt, über eine mögliche Beendigung der Urananreicherung auch nur zu reden. Nun also ein Gutachten, das bis zum Mai vorliegen soll. Ob es sich dabei um ein reines Placebo-Papier handeln wird, oder sich doch erstmals das Ende der Urananreicherung abzeichnen könnte, wird auch davon abhängen, wie stark der Protest in Gronau und darüber hinaus zu hören ist.

Die Proteste der letzten Jahre (z. B. die zweitägige UAA-Blockade letzten Juli) haben immerhin zu den jetzigen Bund-Land-Gespräch erheblich beigetragen. Auch haben sie geholfen, dass die jahrelangen Verkaufs- und Börsenpläne für Urenco nun vorerst zumindest auf Eis liegen – jetzt gilt es, den Atomausstieg in Gronau, Jülich und Lingen auch tatsächlich durchzusetzen!