Gegen Gefangenschaft aller Art

Soundtrack für die Befreiung von Erde, Mensch und Tier

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„Von Käfigen und Knästen“: So heißt die neue EP von Neo C. Fünf Menschen mit fünf Instrumenten ist die Zusammensetzung der in Münster beheimateten Punkkapelle, die sich selbst so beschreibt: „Unser Hauptanliegen besteht wohl darin, Tierbefreiungsthemen in revolutionär linke Zusammenhänge und revolutionär linke Anliegen in die Tierbewegung zu tragen.“ Die Komposition aus Gitarre, Cello, Akkordeon, Keyboard, Cajón und Gesang macht ihren unverwechselbaren Klang aus. Mal melodisch und ruhig, mal laut und krawallig erzeugen sie eine eindrucksvolle Mischung aus Krach und Klang. Abgerundet sind die Songs mit kritischen Texten, die nicht nur die Revolte anfeuern, sondern auch zum Nachdenken anregen. Acoustic Punk vom Feinsten!
Während ihre erste Veröffentlichung „Nirgendwo Gerechtigkeit“ eine Mischung aus Songs und Spoken Poetry war, ist die neue EP ein reines Musikwerk. Mit sechs Tracks ist das Album perfekt arrangiert und bewegt sich leicht und treffsicher zwischen dem Gefühl des Aufbruchs und dem des Ausruhens.

Eingängige Refrains gegen Repression

„Wir ziehen in den Wald“ ist der Titel des Openers und thematisch hochaktuell. Ob Waldbesetzung oder Recherchebilder: Tierbefreiungs- und Klimaaktivisti werden aufs Übelste kriminalisiert. Gitarre, Cajón und Akkordeon leiten das Lied voller Elan ein. Trotz fröhlich anmutender Melodie wird schnell klar, worum es geht. Mit einem Ohrwurmrefrain aktiviert der Song Mut zu zivilem Ungehorsam, um eine herrschaftsfreie Welt zu erstreiten. Tough und motzig harmonieren wütender Gesang und melodische Klänge aller fünf Instrumente und erzeugen ein Gefühl des Aufbruchs. Es geht darum, selbstorganisiert Ausbeutung und Zerstörung zugunsten von Profit, angeleitet durch Parteipolitik, zu stoppen. „Leistet Widerstand!“

Der zweite Song ist eine Neuaufnahme eines Neo-C.-Klassikers, welcher leider nach wie vor Gültigkeit hat. „Polizei“ beginnt mit ungewöhnlich anmutenden Klängen für ein so zartes Instrument wie das Cello. Die Streichen dröhnt hier, eine Sirene imitierend, imposant ins Ohr. Dynamisch treffen Gitarren- und Cajónbeats dazu, so wie es die Schlagstöcke der Staatsgewalt leider viel zu oft machen. Mit seinem einprägsamen Refrain, gepaart mit kämpferischer Melodie, macht das Lied Lust und Laune, sich bei der nächsten Demo gemeinschaftlich den Uniformierten entgegenzustellen, solidarisch und standhaft.

„Von Käfigen und Knästen“ ist der Titel der EP und zugleich auch der Titel des dritten Liedes. Auch hier spielt das Cello eine große Rolle. Das Streichen über die Cellosaiten von hier nach da und zurück projiziert vor dem inneren Auge ein auf und ab streunendes Lebewesen, gefangen hinter Gittern. Eindrucksvoll trommelt, wie ein Herzschlag, die Cajón im Takt dazu. Die Frustration findet im Gesang ihr Ventil, stark und gar anklagend ist die Botschaft unverkennbar: „Die Mauern sind zu hoch!“

Musikalische Appelle zum Weiterkämpfen

„Vaterlandsverrat“ ist in seinem Titel eindeutig. Der Song ist eine überraschende Mischung aus einer energiegeladenen Ansage und einer Schunkelmelodie, die Spaß macht. Der fantasievolle Text, umschlungen von allen Instrumenten, macht das Stück zu einer assoziationsreichen Reise und ist eine Freude für Fans handgemachter Musik. Das Cello, welches am Ende fast verträumt mit einem Solo einstimmt, macht das Lied klangtechnisch zu einem sehr intensiven Stück – musikalisch, aber vor allem inhaltlich. „Lang lebe der Krach!“

Melancholisch, fragil und unglaublich schön ist „Nihilismus“, der vorletzte Song der EP. Obwohl er im Tempo recht schnell ist, lädt er zum Innehalten ein. Ein wunderbares Zusammenspiel von Gitarre und Akkordeon dominiert diesen Song. Immer wieder sticht deren Melodie zwischen dem perfekten Harmonieren der anderen Instrumente hervor. Text und Tonfolge ergeben eine zauberhafte Mischung aus Zorn und Zärtlichkeit. Passend, wenn mensch unter der Last des Lebens zu zerbrechen droht. Gerade als politisch aktive Menschen kennen wir dieses Gefühl sicher alle irgendwie. Drum: „Ein bisschen Nihilismus ist ok!“ Die EP schließt ab mit einem Stück, welches den Namen „Alt werden (is kacke)“ trägt: Hört rein und erkennt euch darin wieder. Ein Appell, niemals aufzugeben!

Erste Studioaufnahme

Mit „Von Käfigen und Knästen“ verwirklichten sich Neo C. den Traum der ersten Studio-Aufnahme. Hörer*innen können sich also auf eine qualitativ hochwertige und inhaltlich gelungene Kompilation freuen! Die EP ist nicht nur politisch-philosophisch eine spannende Kreation, sondern trägt vor allem den Gedanken einer herrschaftsfreien Welt in sich. Wer jetzt nicht die Wut im Bauch in Taten umsetzt, für den ist diese EP nichts, aber für alle anderen gilt: „Auf zu neuen Taten, auf die Barrikaden!“