Transnationales

Widerstand in Pakistan

Zur Entstehung einer gewaltfreien Bewegung

| N.O. Fear

Vielen Paschtunen reicht es: Zwischen Terror, Krieg und Repression entsteht eine neue Bewegung. Sie präferiert gewaltfreie Formen des Widerstandes.

Khan Abdul Ghaffar Khan (1890-1988) war enger Mitstreiter Gandhis in den Dreißiger- und Vierzigerjahren, dabei muslimischer Propagandist der gewaltfreien Aktion. Er kümmerte sich für Gandhi und die indische Unabhängigkeitsbewegung um die Mobilisierung der muslimischen Bevölkerungsgruppen für gewaltfreien Widerstand und begründete die gewaltfreie Aktion aus dem Islam. Auf diese historisch bedeutsame, noch immer populäre Persönlichkeit bezieht sich heute unter den jetzt pakistanischen Paschtunen eine neue gewaltfreie Widerstandsbewegung, geprägt von Manzoor Ahmed Pashteen. In der Region um die Stadt Peshawar und in der Region Waziristan in der Nähe der pakistanischen Grenze nach Afghanistan bilden die Mehsud-Familien und die Paschtunen die Mehrheitsbevölkerung. Tatsächlich kommen auch gewaltsam-jihadistische Taliban-Kämpfer wie Hakimullah Mehsud oder Baitullah Mehsud aus dieser Stammesregion. Die Mehrheit dort leistet jedoch, von der westlichen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, mit bewusst gewaltfreien Mitteln Widerstand gegen die pakistanische Regierung, deren Sicherheitskräfte und den Geheimdienst – und das nun schon seit mehreren Monaten.

Khan Abdul Ghaffar Khan – Foto: Wikipedia

Auslöser dieser neuen Bewegung war die Ermordung des jungen Familienvaters Naqeebullah Mehsud durch die Polizei in Karachi im Januar 2018. Die daraus entstandene Widerstandsbewegung hat sich inzwischen den Schutz der Rechte der paschtunischen Bevölkerungsgruppen auf die Fahnen geschrieben und nennt sich „Tahafuz”-Bewegung.

Manzoor Ahmed Pashteen ist sehr populär geworden und wird inzwischen u.a. von der Friedensnobelpreisträgerin von 2014, Malala Yousafzai, unterstützt. Die Bewegung um Pashteen protestiert gegen willkürliche Tötungen von Paschtun*innen durch die Taliban einerseits, den pakistanischen Geheimdienst ISI oder US-Drohnen. In den pakistanischen Städten demonstrierte die Bewegung bereits mehrmals mit je Zehntausenden. „Wir sind gegen jedes Unrecht, sei es von Seiten der Taliban, des ISI, der Armee oder der Regierung“, ruft Pashteen dabei in seinen Reden der Menge zu. Als Symbol des Widerstands tragen seine Mitstreiter*innen ein rotes Käppi und sie erhalten weltweit internationale Solidarität, weil die paschtunische Diaspora über viele Länder verteilt ist. Auch Abdul Ghaffar Kahns Kämpfer*innen in den Dreißigerjahren wählten die Farbe Rot als ihr Symbol, sie wurden damals „die Rothemden“ genannt.

Vor allem aus Afghanistan kommt breite Solidarität, weil dort Pakistan immer wieder vorgeworfen wird, die Taliban in Afghanistan bei ihren Gewaltaktionen zu unterstützen.

N.O. Fear

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