Filmreview

Der arme Mann!

Neu im Kino: Submission

| Nicolai Hagedorn

Ted und Angela beim freundschaftlichen Plausch - Foto: Kinostar Filmverleih

Der Film sorgte in den USA, wo er bereits im März 2018 in die Kinos kam, für einige Auseinandersetzungen, insbesondere vor dem Hintergrund der #metoo-Debatte. Auch wenn es tatsächlich um ein sexuelles Verhältnis geht, das von Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen bestimmt ist, hat das mit #metoo nicht viel zu tun. Dennoch ist der Film problematisch.

Kinoplakat – Foto: Kinostar Filmverleih

Submission basiert auf dem Roman „Blue Angel“ der US-amerikanischen Schriftstellerin Francine Prose aus dem Jahr 2000 und erzählt von dem verheirateten Literaturprofessor und ehemaligen Bestsellerautoren mit Schreibblockade Ted Swenson (Stanley Tucci), der sich in seinem Job als Dozent für kreatives Schreiben an einem College in Vermont unterfordert und gelangweilt fühlt und dessen bräsige Selbstverliebtheit Tucci sehr gekonnt einfängt. Umso erfreulicher für Swenson, dass mit der sehr jungen Studentin Angela (Addison Timlin) eine literarisch talentierte Frau in sein Leben tritt, die ihn überdies als Schriftsteller vergöttert und ihm bald auch weitergehende Avancen macht. Der Mann lässt sich darauf ein und landet schließlich mit ihr im Bett, zum eigentlichen Akt kommt es aber nicht, ihm bricht ein Zahn ab. Angela nutzt das lächerliche Stelldichein allerdings dazu, den armen Professor zu erpressen, bringt das Verhältnis einigermaßen unmotiviert schließlich ans Licht, bezichtigt Swenson der Übergriffigkeit und zerstört damit dessen Karriere und Familie.

Kinotrailer zu Submission – Quelle: Youtube

Interessant ist, worauf die Inszenierung sich konzentriert: Der Film wendet viel Zeit auf, um zu zeigen, welch ein kleiner, harmloser Fehltritt die Romanze des überaus wohlwollenden Professors war, dass Swenson das alles für eine Liebesaffäre hielt, während die junge Frau die Schwäche des Mannes verschlagen und verlogen ausnutzt, wie kompromisslos die zweite Frauenfigur, Swensons Ehefrau, die sich wegen des bisschen Rumgeknutsche sofort von ihm trennt und wie übertrieben verständnisvoll der Universitätsbetrieb auf die Anschuldigungen der Studentin reagiert, kurz: wie gefährlich es für einen alten weißen Intellektuellen ist, sich mit einer jungen Frau auch nur das kleinste bisschen einzulassen.

Ein Film, in dem Frauen entweder hysterisch, verschlagen oder kalt berechnend einem selbstverliebten, etwas zu stolzen, aber harmlosen Professor das Leben versauen: Auch ein Diskussionsbeitrag.

Submission - USA 2018 - Regie: Richard Levine - mit Stanley Tucci, Addison Timlin, Kyra Sedgwick - 106 Minuten - seit 19. September im Kino

Dies ist ein Beitrag der Online-Redaktion. Schnupperabos der monatlichen Printausgabe zum Kennenlernen gibt es hier