Am heutigen Freitag startet die Serie "Castle Rock" bei dem Streaming-Kanal "Starzplay", die Motive aus Stephen King-Filmen und -Büchern vereint. Für die GWR hat sie sich Moppel Wehnemann angeschaut.
Im Horrorfilm wird gemeinhin mit Ängsten jedweder Art gespielt. Als besonders anziehend wirkt zumeist das Schlüsselelement der Nacht: Wenn die Augen den Dienst versagen, Geräusche unheimlich werden, weil sie nicht zugeordnet werden können und uns das Unbekannte umgibt, dann haben wir einen guten Ausgangspunkt, um ins Gruseln einzutauchen. Dass man im Filmischen schon längst niemanden mehr allein mit dem Element der Nacht verschreckt hinter die Couch treibt, braucht keiner besonderen Erwähnung. Das Anschauen von Horrorfilmen jagt uns vielleicht nicht direkt Angst ein, denn als Zuschauer befinden wir uns selbstredend in Sicherheit. Wir sind ja nur Außenstehende. Beobachter. Dies ermöglicht uns eine Freude beim Gruseln und Erschrecken zu empfinden. Bevorzugt bei eben dem, was man nicht sieht, was also ausschließlich in unserer Vorstellung geschieht. Wenn sich nun Elemente der Genres Thriller, Science-Fiction und Mystery zum Horror gesellen, dann finden wir uns sehr wahrscheinlich in der neuen US-amerikanischen Serie aus dem Jahr 2018 von J.J. Abrams und Stephen King wieder, die nun mit zehn Episoden in der ersten Staffel in Deutschland startet: „Castle Rock“. Wie so oft bei den Werken Stephen Kings (71) ist Haupthandlungsort eine verschlafene Stadt in Maine, die durchschnittlicher und kleinbürgerlicher kaum sein könnte. Im Provinzstädtchen Castle Rock leben 1500 Menschen, die mit allerhand Problemen zu kämpfen haben, mit denen Menschen sich nun mal so herumschlagen müssen. Basierend auf zahlreichen Kurzgeschichten und Filmen Kings dreht sich auch hier viel um Mystisches, den Wahnsinn, das Böse und den Tod.
Damit steht sie nicht alleine da, denn in der Serie wird viel gestorben. Einer der Suizidenten ist der Bruder Lacys, der sich im Football-Maskottchen-Kostüm im Jahre 1961 vom Dach der Schule in den Tod stürzt. Eine Szene, bei der man sich unweigerlich an den Film Das Omen (1976) erinnert fühlt. Wenngleich dieser nicht aufs King-Konto geht. Und wenn wir schon im Jahr 1976 sind: Sissy Spacek, war Carrie im gleichnamigen Film. Der Namenlose spielte übrigens Pennywise in „ES“. Dem Remake von 2017, nicht in dem Film von 1990. Kleine Randbemerkungen. Eine Figur, die immer wieder im „King-Kosmos“ auftaucht, wie Georg Seeßlen es einst so schön nannte, ist die des Alan Pangborn. Zum Beispiel in The Dark Half (Stark, 1993), der von George A. Romero verfilmt wurde. Ohnehin sind es die vielen Kleinigkeiten, die beim Verfolgen der Handlung viel Entzücken bereiten und Raum für Interpretationen schaffen. So taucht, fast nebenbei, in einer Bar eine junge Frau auf: Jackie Torrance (Jane Levy). Wer Shining gesehen hat, muss unweigerlich schmunzeln, sobald Jackie ihren Namen nennt. Denn der Familienvater Jack Torrance (Jack Nicholson), der Frau und Kind in dem Hotel, das er über die Wintermonate als Hausmeister in Stand halten soll, umzubringen versucht, ist das klassische Sinnbild für Wahnsinn.
Man darf gespannt sein, wie sich die junge Dame dahingehend in Castle Rock noch einbringen wird. Weniger naheliegend, dennoch aber möglich, ist der Schlag den man bei einer Rückblende der Kamerafahrt vorbei an einem Tisch, auf dem eine Schreibmaschine steht, zu Misery (1990) führen kann. Es gibt also neben dem Plot allerhand zu entdecken, auch für jene, die nicht besonders bewandert im King-Kosmos sind. Dahingehend haben die Autoren Sam Shaw, Dustin Thomason, Mark Lafferty, Vinnie Wilhelm und Scott Brown ganze Arbeit geleistet. Wirklich gruseln lässt es sich zwar nicht, aber spannend ist die Serie allemal.
Moppel Wehnemann hat kürzlich als eine von mehreren Autor*innen (u.a. Dietmar Dath, Philipp Mosetter, Mark-Stefan Tietze, Vincent Klink, Katja Thorwart) das Buch "Vom Warten" veröffentlicht.
Dies ist ein Beitrag der Online-Redaktion. Weitere Besprechungen von Büchern, Filmen und Musik finden sich in der Druckausgabe der GWR. Schnupperabos zum Kennenlernen gibt es hier.