Liebe Anarchistinnen und Anarchisten,
wieder einmal schicken die Herrschenden der Welt zwei Nationen in das Gemetzel des Krieges. Und morgen vielleicht die ganze Menschheit. Symptomatisch zwei Artikel neulich in der französischen Zeitschrift „L’Express“: der eine berichtet, dass die französische faschistische Rechte (und nicht nur sie) Putin bewundert und verehrt; der andere berichtet, dass ehemalige Offiziere, Polizisten und andere „Retter“ der Marktdemokratie als Kriegsfreiwillige in die Ukraine ziehen.
Unsere anarchistische Haltung zu diesem Krieg kann nur die Bakunins gegenüber dem deutsch-französischen Krieg und der Föderation der Kommunen sein. In die heutige Sprache übersetzt müssen wir sagen: Auf beiden Seiten der Frontlinien kämpfen und sterben Brüder und Schwestern aus den „unteren“ Klassen für die Interessen von Herrschern und Oligarchen – die wahren Feinde in jedem kriegführenden Staat. In diesem Blutvergießen und Verderben stehen wir für revolutionäre Verweigerung und dafür, den Krieg letztlich in eine soziale Revolution zu verwandeln. Leider wird diese Wahrheit von den meisten Menschen, die systematisch von Medien, teuer bezahlten Predigern und wissenschaftlichen Verteidiger:innen der Kreise der kapitalistischen Hölle, samt ihrer Staatlichkeit, verdummt werden, nicht verstanden. Deswegen ist zu befürchten, dass dieser Krieg nicht nur andauern, sondern sich vielleicht sogar zu einem Dritten Weltkrieg ausweiten wird. Sowohl Putin als auch US-amerikanische und französische Strategen sind der Ansicht, dass der Krieg in der Ukraine noch Jahre fortdauern wird.
Anarchistische Schwestern und Brüder, wiederholen Sie nicht den Fehler des alten Pjotr Kropotkin aus dem Jahr 1916, seines „Appells der Sechzehn“ während des Ersten Weltkriegs. Es steht uns nicht zu, das „kleinere Übel“ zu wählen. Keine Tränen und Sentimentalitäten! Im Dschungel fressen die stärkeren Tiere die schwächeren, so ist das Gesetz! Der Kapitalismus ist ein Dschungel, in dem aufgrund der ungleichmäßigen Entwicklung, des Überholens und Zurückbleibens verschiedener Imperien und ihrer Satelliten, die Starken morgen schwächer werden und umgekehrt. Beispiele für solche Metamorphosen in der Geschichte sind Legion, das neueste ist China – zukünftig ein Kandidat für die Herrschaft über den Planeten. Das Fressen und gefressen werden in der privat- sowie staatskapitalistischen Welt wird weitergehen, bis wir diesen Dschungel überwunden haben.
Ob in der Armee, in der Rüstungsproduktion oder im Hinterland, wir sollten im Rahmen unserer Möglichkeiten für eine Soziale Revolution wirken! Mit Wort und Vorbild! Solche Aktivitäten sind gefährlich und manchmal tödlich. Sie erfordern Opfer, aber sie sind der einzige Weg für die Menschheit zu Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit, mit anderen Worten zu Anarchie, Kommunismus und Internationalismus. Alle anderen Wege führen zu einer Fortsetzung von Lohnsklaverei, Unterdrückung, eklatanter sozialer Ungleichheit und mörderischer Selbstvernichtung. Deshalb, an die heimliche revolutionäre Arbeit, Brüder und Schwestern, mit Wort und Tat!
Übersetzung aus dem Bulgarischen: Ilija Marinow Trojanow
Anmerkung:
Zur Geschichte der FAB: Die Föderation der Anarcho-Kommunisten in Bulgarien wurde 1919 von verschiedenen lokalen Gruppen gegründet. Sie veröffentlichte Flugblätter und unternahm direkte Aktionen, einschließlich Enteignungen. Sie wurde in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre von der bolschewistischen Herrschaft zerschlagen, Hunderte von Aktivist:innen wurden inhaftiert, ermordet oder ins Exil getrieben. 1990 wurde die Organisation wiedergegründet. Sie gibt seit 32 Jahren die Zeitung „Freies Denken“ (Svoboda Misal) heraus.