klassenkampf

Der Spargel-Streik

Arbeitskampf bei der Firma Ritter in Bornheim bei Bonn

| Nicolai Hagedorn

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Foto: FAU Bonn

Die FAU Bonn unterstützt den Kampf der Arbeiter von Spargel Ritter um Lohn und Würde.

Update 05.06.2020: Artikelsammlung auf der Seite der FAU Bonn

 

Update 05.06.2020: Neues Video der FAU Bonn zum Streik bei Spargel Ritter

Quelle: Youtube

 

Update: Pressekonferenz mit Vertretern der FAU, Anwälten vom 22. 5. 2020

Die Freie Arbeiter*innen Union (FAU) Bonn unterstützt den seit vergangenem Wochenende stattfindenden Streik rumänischer Erntehelfer*innen des Betriebes Erdbeer & Spargelhof Sabine und Claus Ritter GbR in Bornheim bei Bonn.

In einem Interview mit dem Journalisten Sebastian Weiermann erklärte der Sprecher der FAU Bonn, Erik Hagedorn am Montag, es gehe bei dem Streik um verschiedene Punkte, unter anderem nicht ausgezahlte Löhne, “katastrophale Lebensbedingungen”, sowie fehlende Schutzmasken und Hygienemängel.

Der Fall ist äußerst dubios, zumal die betroffene Firma noch am 10. April unter anderem in einem Youtube-Video verkündete, man brauche noch “fleißige Pflücker” und Ende März hatte Geschäftsführer Claus Ritter, ebenfalls via Youtube-Video davon gesprochen, man stehe vor einer guten Erdbeer-Ernte. In einem der Videos taucht indes ein “Herr Schulte-Beckhausen” auf, der ebenfalls “dringend” Erntehelfer sucht. Schulte-Beckhausen ist der Insolvenzverwalter der Firma Spargel Ritter, wurde in dem Video hingegen als “Verantwortlicher für die Erdbeerernte” bezeichnet.

Bereits am 19. Februar hatte der Bonner Generalanzeiger von einem Gläubiger berichtet, der “die Insolvenz der GbR von Claus und Sabine Ritter beantragt” habe. Der Autor des Generalanzeigers fand bei einem Besuch des Betriebs damals einen Hof vor, der “wie verwaist” wirkte: “Allein ein einzelner Mann ist dort anzutreffen. Laut eigener Aussage ein Mitarbeiter, der sich um die Sicherheit auf dem Hof und bei den nahegelegenen Wohncontainern für die Erntehelfer kümmert. Auffällig ist der Müll auf dem Gelände. Zusammengeknüllte Plastikfolien, die einst die Gewächse schützten, sind überall zu sehen.”

Schließlich kam der Insolvenzverwalter Schulte-Beckhausen offenbar doch noch an Erntehelfer. FAU-Sprecher Hagedorn geht von rund 300 Arbeiter*innen aus, die nun von der FAU bei ihrem Arbeitskampf unterstützt werden. Man habe kurzfristig Übersetzer*innen und einen Arbeitsrechtsanwalt organisieren können. Während den Arbeiter*innen in dem Werbevideo vom 31.3. von Schulte-Beckhausen „10 Euro die Stunde“ versprochen und dazu eigens die Internetseite erntehelfer-bornheim.de eingerichtet wurde, erzählt Hagedorn im Gespräch mit Weiermann davon, dass „Leute nur 170 Euro Lohnzahlungen bekommen haben sollen für einen Zeitraum von wenigstens zwei Wochen, eventuell auch für einen längeren Zeitraum. Das ist eine Bezahlung unter aller Sau, das ist auch gesetzeswidrig, in Deutschland gibt es einen Mindestlohn.“

In einer etwas ausführlicheren Erklärung der FAU Bonn heißt es zu den Lohnzahlungen weiter: „Keiner der Saisonarbeiter*innen wurde der vertraglich zustehende Lohn ausgezahlt. Dennoch variierte die Höhe der Lohnzahlungen erheblich. Zum Teil wurden 500 Euro ausbezahlt, zum Teil nur 50. Eine Einzelperson erhielt nur 5 Euro. Einige Saisonarbeiter*innen verfügen damit nicht einmal über genug Geld, um in ihre Heimat zurückzukehren.“

Stattdessen habe die „Insolvenzverwaltung durch den Einsatz von bedrohlichen Sicherheitsdiensten versucht, Druck auf die Arbeitnehmer*innen auszuüben. Vermutlich sollten sie dazu gebracht werden, von weiteren Forderungen Abstand zu nehmen.“ Während der Aktionen am Montag wurden Berichten der Seite schwarzerpfeil.de zufolge offenbar Arbeiter*innen, die sich noch auf den Feldern befanden, daran gehindert, sich den Streikaktionen anzuschließen: „Den 200 Arbeiter*innen, die auf dem Feld festgehalten werden, wird die Fahrt zur Kantine verweigert. Man hat ihnen jetzt angeboten, dass man ihnen jeweils einen Döner holen kann. Den sie selber bezahlen müssen.“

Am Dienstag wurde in Bonn vor der Kanzlei des Insolvenzverwalters demonstriert, ehe die Arbeiter*innen und ihre Unterstützer*innen zur rumänischen Botschaft weiterzogen, wo ihnen die Unterstützung des Konsulates zugesagt wurde, wie FAU-Sprecher Hagedorn in einem kurzen Statement erklärte.

Zuletzt twitterte die FAU Bonn am Dienstag Abend: „Morgen ist der Stichtag, an dem die Arbeiter*innen aus der Unterkunft verwiesen werden sollen. Wenn ihr also könnt, schaut bei unserem Streikposten bei der Unterkunft vorbei. Wir werden den ganzen Tag präsent sein.“

In jedem Fall benötigen die Arbeitskämpfer*innen auch weiterhin Unterstützung, auch durch Spenden auf das Konto:

FAU
IBAN: DE25 3506 0386 1112 5200 05
BIC: GENODED1VRR
Verwendungszweck: Spargel Ritter

 

Wir planen, etwas ausführlicher in der kommenden Druckausgabe der GWR über den Fall zu berichten. Einstweilen werden wir den Artikel hier updaten, sofern sich in dem Fall neue Entwicklungen ergeben.

Immer aktuelle Infos gibt es hier und unter #StreikBornheim auf Twitter.

Dies ist ein Beitrag der Online-Redaktion. Schnupperabos der monatlichen Printausgabe zum Kennenlernen gibt es hier