50 Jahre!

Fünf Jahrzehnte gewaltfreier Anarchismus in Theorie und Praxis

GWR-Jubiläum bei der Anarchistischen Buchmesse Ende Mai

| Silke

Fotos: Susanne Nilsson via flickr.com (https://flic.kr/p/JeCzc9, (CC BY-SA 2.0)), Tom Hug via flickr.com (https://flic.kr/p/gRTmWt) CC BY 2.0;

50 Jahre und kein bisschen altersmilde: Seit 1972 erscheint die Graswurzelrevolution (GWR) als Monatszeitung für eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft und ist damit die langlebigste Publikation des Anarchismus im deutschsprachigen Raum. Bei der Anarchistischen Buchmesse wollen wir dieses Jubiläum feiern – mit Vorträgen und einer rauschenden Party.

Die Strömung des gewaltfreien Anarchismus kann auf eine lange Vorgeschichte zurückblicken, die im deutschsprachigen Raum von Vordenker*innen wie Gustav Landauer, Pierre Ramus und Clara Wichmann in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg geprägt wurde.
Im Kontext der Neuen Sozialen Bewegungen ab 1968 entstanden gewaltfrei-anarchistische Gruppen, die sich auf diese Traditionen beriefen und zugleich in engem Austausch mit internationalen antimilitaristischen Bewegungen standen. Dazu zählten die Proteste gegen den Truppenübungsplatz im französischen Larzac ebenso wie die War Resistersʼ International (WRI; Internationale der Kriegsdienstgegner*innen); direkt vor der WRI-Dreijahreskonferenz 1972 erschien die Nullnummer der Graswurzelrevolution, die bei den versammelten Antimilitarist*innen auf reges Interesse stieß. Ein weiteres zentrales Thema wurden bald die Kampagnen gegen Atomkraftwerke, beginnend mit der Bauplatzbesetzung 1975 in Wyhl bei Freiburg, die in den Massenblockaden der Castor-Transporte weitere Höhepunkte fanden.
Bis heute bietet die GWR nicht nur Raum für theoretische Analysen, sondern ist ein wichtiges Medium der Vernetzung und Diskussion für emanzipatorische Bewegungen mit verschiedenen Schwerpunkten, zum Beispiel für Klimagerechtigkeit, gegen Militarisierung und Krieg, gegen Sexismus und Rassismus.

Wandel und Kontinuität

In den fünf Jahrzehnten entstanden zahllose soziale Bewegungen und Kampagnen, und auch die Strukturen rund um die Graswurzelrevolution wandelten sich. War in den 1980er-Jahren die Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen (FöGA) organisatorisches Netzwerk und Trägerin der Monatszeitung, entwickelte sich die GWR Anfang der 1990er nach einer politischen Auseinandersetzung zu 
einem eigenständigen Medienprojekt mit einem unabhängigen Herausgeber*innenkreis. Die Abläufe und Strukturen der Redaktionsarbeit änderten sich ebenso wie das Layout und die Vertriebswege, und weitere Projekte im Umfeld der Zeitung entstanden; an erster Stelle zu nennen ist dabei der Buchverlag Graswurzelrevolution.
Trotz all dieser Veränderungen sind die Grundideen der GWR dieselben geblieben, und bis heute mischt sich die Zeitung jeden Monat mit gewaltfrei-anarchistischen Perspektiven in die laufenden Diskurse und aktuellen Bewegungen ein.

Geburtstagsparty am 28. Mai 2022

Schon das ganze Jahr hindurch feiert die Graswurzelrevolution ihr 50-jähriges Bestehen mit Interviews und Artikeln in jeder Ausgabe und beleuchtet so ihre Geschichte und Gegenwart aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Im Rahmen der Anarchistischen Buchmesse vom 26. bis 29. Mai 2022 finden gleich mehrere Jubiläumsveranstaltungen statt: Bei „Ja! Anarchismus“ werden von GWR-Mitherausgeber Bernd Drücke geführte Interviews mit Anarchist*innen aus mehreren Jahrzehnten vorgestellt. Damit sollen Aktivist*innen rund um die Geschichte der Zeitung und aus befreundeten Bewegungen sichtbar gemacht werden.
Der Rückblick „50 Jahre Graswurzelrevolution“ widmet sich „Geschichte(n) von unten und dem Kampf für eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft“: Mitherausgeber*innen und (ehe
malige) Redakteur*innen geben einen Überblick über die Entwicklungen, berichten aus verschiedenen Phasen der Zeitung und blicken zugleich nach vorn ins nächste halbe Jahrhundert.
Bei der Buchvorstellung von James Horroxʼ „Gelebte Revolution. 
Anarchismus in der Kibbuzbewegung“ wird die jüngste Neuerscheinung aus dem Verlag Gras-wurzelrevolution präsentiert.
Und kein Jubiläum ohne Party: Am Samstag, 28. Mai, könnt ihr alle mit uns das 50-jährige Bestehen der GWR im zeitraumexit (Hafenstr. 68–72, Mannheim-Jungbusch) feiern. Den Auftakt macht ein Empfang um 20.30 Uhr mit vielfältigem Programm, begleitet von Rüdi mit Liedern aus Versehen und aus Notwendigkeit. Unter anderem wird hier das GWR-Quiz aufgelöst, an dem ihr schon bei der Buchmesse knobeln könnt.
Ab 22 Uhr bringt DJ Skaot mit Ska, Polka, Wodka, Rivolta die Tanzfläche zum Beben, gefolgt von den DJ*anes Sigi Sputnik und OnePunchMickey, mit denen ab 1 Uhr die Party in der Karpowbar mit Punk, Wave, Soul und 80ies weitergeht. Eintritt gegen Spende!

Dies ist ein Beitrag aus der aktuellen Druckausgabe der GWR. Schnupperabos zum Kennenlernen gibt es hier.